Glänzen in der Paraderolle - Vesselina Karasova im Nationaltheater

von Volker Boser

Bei der Premiere im März musste Vesselina Kasarova wegen einer Lungenentzündung das Handtuch werfen. Jetzt holte die bulgarische Mezzosopranistin nach, worauf ihre zahlreichen Fans sehnsüchtig gewartet hatten. Ob in Paris oder New York – der „Romeo“ gehört zu ihren Paraderollen. Und auch im Nationaltheater wurde schnell klar, warum das so ist.

Sie füllt die Bühne mit kaum glaublicher Präsenz, sie bewegt sich - den jeweiligen musikalischen Stimmungen angepasst - mit faszinierender Eindringlichkeit durch den Raum und teilt durch Körpersprache mit, was die melancholischen Gefälligkeit der Musik gelegentlich elegant unter den Teppich kehrt.

Dass Bellinis „I Capuleti e i Montecchi“ den Akteuren auch stimmlich einiges abverlangt, war allerdings leider unüberhörbar. Vesselina Kasarova hatte anfangs Mühe, jene Belcanto-Linie zu finden, mit der sie vor 14 Jahren in gleicher Rolle beim BR brillierte. Davon gibt es zum Glück eine CD. Erst im zweiten Teil zeigte sie, was man sich erwartet hatte.

Vincent Boussards geschmäcklerische Inszenierung ist auch bei wiederholter Begegnung gewöhnungsbedürftig. Ekaterina Siurina musste als Giulietta ihre erste große Arie in einem Waschbecken stehend absolvieren und meisterte das bravourös – eine weiche, lyrische Sopran-Stimme ohne Schärfen, einige Unsicherheiten inbegriffen. Die Helden des Abends saßen diesmal im Graben des Nationaltheaters. Das Bayerische Staatsorchester wartete nicht nur mit prächtigen solistischen Leistungen auf (Klarinette, Cello), sondern glänzte auch durch eine Vielfalt an Klangfarben. Dirigent Yves Abel achtete darauf, dass keine Larmoyanz aufkam – was bei Bellini gar nicht so einfach ist.

Veröffentlicht am: 25.07.2011

Über den Autor

Volker Boser

Volker Boser ist seit 2010 Mitarbeiter des Kulturvollzug.

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