Für die Gitarre und all das Schöne im Leben: Elisabeth Horst und ihre Samba

von Clara Fiedler

"Gitarre war das Einzige, wo mein Vater mir nicht reinreden konnte“: Elisabeth Horst. Foto: Sambaundmeer

„Dir wird nicht langweilig werden im Leben“, hat ihr Professor Peter O’Mara ihr prophezeit. Das traut man ihr auch nicht zu. Das muss man bei ihr wirklich nicht befürchten. Denn die Gitarristin und Sängerin Elisabeth Horst zieht es zwar musikalisch vor allem nach Brasilien, ins Land der Bossa und Samba, aber eben nicht nur.

Zur Gitarre kam sie trotz allem relativ spät. „Ich habe als Kind Klavier gespielt, mit 13 kam die Querflöte hinzu “, erzählt Elisabeth. Auf die Frage, wie es mit der Gitarre anfing, schmunzelt sie über sich selbst. „Mein Vater konnte alle möglichen Instrumente spielen, aber Gitarre eben nicht. Es war das Einzige, wo er mir nicht reinreden konnte.“ Klingt nicht nach der großen Liebe, aber sie ist es offenbar trotzdem .

Nach einem Jahr auf einer Privatschule für E-Gitarre studiert sie zwei Jahre Musikwissenschaft in Eichstätt. „Ich habe mich in diesen zwei Jahren auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet, alles mitgenommen, was mich interessiert hat.“ Danach verbringt sie sechs musikalisch lehrreiche Monate in Rio, wohnt bei einer Freundin, nimmt Unterricht, lernt portugisisch, lebt ihre Liebe zu Samba und Bossa Nova. Schließlich landet sie als Jazzgitarristin bei Peter O’Mara in München. „Ich lebe dafür“, strahlt sie, und wenn man sie sieht und hört, gibt es keinen Zweifel daran.

Warum gerade Brasilien? „Es ist dieses Feeling, der Rhythmus.“ Sie ringt nach Worten, tut sich schwer, ihrer Leidenschaft einen Ausdruck zu geben. „Diese Leute haben die Gabe, das Schöne im Leben zu sehen“, sagt sie schließlich und fügt hinzu, es gebe „so viele Bossa Nova über schöne Frauen“.

Doch nicht nur ihr Brasilienprojekt hält sie auf Trab. Seit kurzem existieren „Horst und ihre Männer“, ein außergewöhnliches Trio. Kontrabass, Posaune und Gesang? Elisabeth ist begeistert: „Ich bin mit Stolz und Spaß dabei.“ Es sei spannend, denn schließlich gibt es kein Harmonieinstrument. Zuhause fühlt sie sich auch im Swing, und sie bevorzugt kleine Besetzungen. Natürlichkeit ist ihr Credo, auch, wenn sie von der E-Gitarre kommt. „Ich spiele nur noch Nylon Strings und versuche auch beim Singen eine Technik zu erlernen, die sehr nahe an der Sprechstimme ist.“ Eine besondere Frau in ihrem Leben ist deshalb auch die Gitarristin Susan Weinert. „Ich habe sie kurz vor der Aufnahmeprüfung kennen gelernt. Sie ist eine Frau, die ihr eigenes Ding durchzieht und sie war sehr wichtig für mich“, sagt Elisabeth. „Sie hat gesagt, es interessiert sie nicht, wie eine Gitarristin zu klingen. Mir geht es genauso.“ Man stutzt bei dieser Aussage. Aber schnell wird klar, was gemeint ist. Gitarristen als Vorbilder, schön und gut. Jede Art von Musik als Inspiration zu sehen jedoch hilft, sich selbst unabhängig vom Instrument zu finden. Gesangstechnisch orientiert sie sich vorzugsweise an brasilianischen Sängern, sowie Ella Fitzgerald und Kurt Elling.

Ein sprühendes, strahlendes Temperament ist sie, voller Tatendrang, ihre Musik gewärmt von der brasilianischen Sonne in ihrem Herzen. Was man von ihr erwarten darf? Sie plant für ihr Diplomkonzert „irgendwas mit Harfe und Oboe vielleicht“, will komponieren, außerdem unbedingt wieder nach Rio, dies und das ausprobieren...nein, langweilig wird es ihr nicht. Und uns auch nicht mit ihr. Wie sollte es auch? Die Meditativität und Virtuosität einer Susan Weinert, dann vielleicht noch einen Schuss zeitgenössischer Erzählkunst von Kurt Rosenwinkel, viel Bossa Nova und all das Schöne im Leben: Willkommen bei Elisabeth Horst!

Veröffentlicht am: 30.07.2011

Über den Autor

Clara Fiedler

Redakteurin

Clara Fiedler ist seit 2011 beim Kulturvollzug.

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