Mit Wärme und Kraft durch Höhen und Tiefen: Die Sängerin Susi Hyldgaard mit ihrer neuen Platte "Dansk"

von Clara Fiedler

Unbeschreiblich schwer zu beschreiben: Die dänische Sängerin Susi Hyldgaard. Foto: Nikolaj Wichmann

"Grenzenlos" ist das Attribut, das sie oft bekommt. Und es ist vielleicht das Einzige, das sie genau beschreibt. Die dänische Sängerin Susi Hyldgaard ist Alles und doch nur eines: Sie selbst. Sie besitzt die Lässigkeit einer Singer-Songwriterin, die Perfektion einer Jazzsängerin, ist dabei Multiinstrumentalistin, Soundkünstlerin und, und, und....

Schon immer konnte sie  den Horizont öffnen und den Blick auf einen weiten Himmel freigeben, um einen Track später den Zuhörerer in eine berückende Fetzenwelt fallen zu lassen. Man war ihr leidenschaftlich hilflos ausgeliefert, egal ob sie auf der Bühne stand, oder ihre Stimme aus den Lautsprechern eines Plattenspielers kam.

Und auch auf "Dansk", ihrem jüngsten Werk, reißt sie einen mit virtuos-sinnlicher Gewalt aus dem Kontext. Schon diese Texte! Auf Dänisch, Deutsch, Französisch und Englisch verfasste sie die Lyrics, mischt manchmal alle vier Sprachen in einem Song. Hinzu kommen Bruchstücke von Interviews, die sie in Vietnam, Afrika und noch ein paar anderen Ländern führte, eindringlich geflüsterte Passagen, die einen schaudern lassen, verzerrte Kinderstimmen. Sie spielt mit diesen Elementen, konstruiert Flächen, deren Unendlichkeit manchmal kaum zu ertragen ist.

Mit der ersten Nummer "Regarde Je Tens La Main Vers Toi" befinden wir uns im Rhythm&Blues.Ihre Stimme besitzt Kraft, trotzdem fehlt ihr nicht die Wärme. In lupenrein intonierten, bluesigen Linien bewegt sie sich über den Groove ihrer beiden Mitmusiker, dem Bassisten Jannik Jensen und der Schlagzeugerin Benita Haastrup. Spätestens auf "Women" entfürt sie mit Gitarre und Percussion in die Weltmusik. Der Gesang wird streckenweise instrumentalisiert, über allem schwebt eine Synthiemelodie.

"Det' Dansk" hingegen ist eine stillvergnügte Reflexion übers Heimatland: "...Someone like me, who likes having a bit of everything but doesn't like actually sharing." Vielleicht ist es das, was ihre Musik so faszinierend macht. Sie ist ein bisschen von allem, aber trotzdem nichts Halbes.

"Geburt" ist einer der Tracks, die einem Schauer über den Rücken jagen, weil dieses Mysterium in einem fast schroffen Bassmuster, einem leeren, straighten Groove auf die dabei empfundenen Schmerzen reduziert wird, und das gezwungene Im-Moment-Leben der davon geplagten Frau einfängt. Und am Ende breitet Hyldgaard für ihren Hörer die Arme aus. Auf "Dreh Dich", einer wunderbaren Klavierballade, landet man sanft wieder auf dem Boden des eigenen Daseins. Aber irgendwie fühlt man sich anders. Nicht mehr  zu schnell oder zu langsam, sondern genau richtig.

Susi Hyldgaard - Dansk erscheint am 07. 10. 11

Zu hören ist Susi Hyldgaard am 08. 10. 11 um 21 Uhr im Jazzclub Unterfahrt; www.unterfahrt.de

Veröffentlicht am: 08.10.2011

Über den Autor

Clara Fiedler

Redakteurin

Clara Fiedler ist seit 2011 beim Kulturvollzug.

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