Zeichnungen von Max Weiler

Erhaben und elementar

von Roberta De Righi

Max Weiler, Die Regenwolke, 1979 (c) Yvonne Weiler

Mutter „Natur“ erscheint ihm 1932 noch als eine Frau mit zwei Kindern. Aber schon bald verschwimmt in den Zeichnungen und Aquarellen von Max Weiler alles Gegenständliche. Und ob „Mondnacht“, „Regenwolke“, „Verwandlungen“ oder „Wie eine Landschaft - rostroter Berg“ - bei ihm gerät es zu einer kosmischen Explosion von Linie und Farbe. Jetzt gibt die Graphische Sammlung in der Pinakothek der Moderne mit einer Schau, die im Rahmen eines Forschungsprojekts der Wiener Albertina erarbeitet wurde, einen Überblick über das aufregende zeichnerische Werk des österreichischen Malers (1910 - 2001).

 

Das Gebirge im Lauf der Tages- und Jahreszeiten blieb dem Maler aus Tirol, der an der Wiener Akademie lehrte und bereits 1961 den Österreichischen Staatspreis bekam, das wesentliche Thema. Berg und Tal, Wald, Fels und Wasser, Himmel und Erde – Weilers Sujets erscheinen so erhaben wie elementar. Fläche und Linie geraten in Auflösung, und auch die Farbe, wenn sie denn vorkommt, wirkt oft wie atomisiert. Max Weiler zeichnet nicht mit Strichen, es ist, als ob er Punkte und Flecken zu einer zittrigen Linie verbindet. Selten wirkt das graphische Werk eines Künstlers so weit vom malerischen Oeuvre entfernt.

An die chinesische Tuschkunst erinnern etwa die Eitempera-Bilder „Als alle Dinge...“ von 1960/61, in denen er - diesmal im großen Schwung - mit dicken Pinselstrich Himmel und Erde neu erschafft. Aber ob unter hohem Himmel oder tief hängenden Regenwolken, enge Schluchten oder ferne Gipfel, hier ist die Landschaft immer ein Ereignis. Es ist trotzdem keine heroische oder gar furchteinflößende, sondern eine beseelte Natur, die Weiler zeigt.

Wer die akkuraten, kraftvoll realistischen Fresken im Innsbrucker Hauptbahnhof oder für die Theresienkirche der Hungerburg kennt, vermag seine Handschrift in den fast abstrakten Naturbildern kaum wiedererkennen. Und wie der bei Hatje Cantz erschienene Katalog zeigt, sind gerade seine späten Farbstift- und Kreidezeichnungen, etwa „Herbstlandschaft“ (1982) oder eben „Naturereignis“ (1988) zeichnerisch und farblich von einer derart filigranen Finesse, dass man sich davon noch viele mehr in der Ausstellung zu sehen wünschte.

Bis 18. November 2012 in der Pinakothek der Moderne, Di – So 10 bis 18 Uhr, Do bis 20 Uhr

Veröffentlicht am: 21.09.2012

Über den Autor

Roberta De Righi

Roberta De Righi ist seit 2010 Mitarbeiterin des Kulturvollzug.

Weitere Artikel von Roberta De Righi:
Andere Artikel aus der Kategorie