Always Was A Ska Band

von kulturvollzug

25 Jahre Bluekilla! Alle Fotos: Jasmin Körber

Es gibt viel zu Feiern für „Bluekilla“: Seit 25 Jahren skankt und tourt die Lieblingsband der Münchner Ska-Szene durch die Welt, und nach sieben Jahren ist endlich das neue Album draußen. Name: „Never Was A Ska Band“. Unser Eindruck beim Release- und Jubiläumskonzert: Das glaubt ihr ja selbst nicht!

Kurz nach halb neun, Feierwerk. Geschätzte 30 Leute stehen verloren am Rand der Tanzfläche herum. Hier sollen also heute Abend „Bluekilla“ spielen. Es wird ihnen ja nachgesagt, sie hätten es geschafft, eine treue Fangemeinde um sich zu scharen. Hm.

Aber zum Glück steigt die Zahl der Zuhörer im Laufe des Abends noch. Zwar muss man doch ein wenig schmunzeln, als kurz vor dem Auftritt der Vorband das Stück „Ghost Town“ von den Second-Wave-Legenden The Specials läuft, aber als „Bad Shakyn“ die Bühne betreten, ist der Raum halbwegs gut gefüllt. Auch wenn sich das Publikum noch ein wenig ein wenig scheu gibt und respektvoll Abstand zur Bühne hält. Der Sound, Ska mit Rockabilly-Einschlag, begeistert vor allem den pausenlos auf und ab hüpfenden Keyboarder der Band. Im Vergleich zu dem, was danach kommen sollte, waren „Bad Shakyn“ wirklich eher die Aufwärmer.

Ohne Schirm, dafür mit Charme und Melone: Dr. Deadlock.

Dass sie würdig sind, sich mit Ska-Legenden wie Laurel Aitken die Bühne zu teilen, das haben „Bluekilla“ bereits 1990 bewiesen. Im Anschluss spuckte der Meister des Ska große Töne: „I'll make you famous“. Geklappt hat das bisher noch nicht so richtig, vielleicht liegt das aber auch daran, dass die selbst ernannte „faulste Band der Welt“ nicht besonders gerne Platten einspielt. In den 25 Jahren Bandgeschichte haben es „Bluekilla“ fertig gebracht, fünf Alben zu veröffentlichen. Dafür legt die Band Wert auf viele Live-Gigs und ausgedehnte Konzerttouren, die nicht immer ohne Risiko sind. 1997, kurz nach dem Balkan-Krieg bereisten sie als erste ausländische Ska-Band überhaupt das ehemalige Jugoslawien. Mit im Gepäck: eine Videokamera. Die kam bei der Polizei allerdings nicht gut an und die Band wurde kurzzeitig wegen Spionageverdachts in Gewahrsam genommen. Doch für die acht Stunden Gefangenschaft wurden sie entschädigt: „Bluekilla“ gaben im Anschluss einige Konzerte, traten auf dem Balkan eine richtiggehende Ska-Welle los und gehören dort bis heute zu den bekanntesten Ska-Bands.

Dann endlich: Dr. Deadlock, der im richtigen Leben Amedeo Tortora heißt, betritt mit seinen acht Bandkollegen die Bühne. Er ist dem Jubiläum angemessen gekleidet: Im Mantel und mit Melone auf dem Kopf. „Ganz schön kalt hier drin“, bemängelt er zu Beginn des Konzertes. Das sollte sich gleich ändern, denn von Anfang an geht die Menge zur Musik mit. Bereits beim ersten Song, „Horseman Style“, singt, springt und skankt alles begeistert mit. Es gibt sie also doch, die treuen Anhänger und Fans! Aber wer kann es ihnen verdenken? Die „Bluekillas“ werden ihrem Ruf als herausragende Live-Band mehr als gerecht. Im Laufe des Abends spielt die Band auch den Titelsong ihres neuen Albums „Never Was A Ska Band“. Wie sie allerdings darauf gekommen sind, das wird ihr Geheimnis bleiben. Wenn das kein Ska ist, was denn bitte dann? Besonders überzeugen die Bläser, wie bei jeder Ska-Band das Herzstück von Bluekilla. Bestehend aus Tenorsaxophon (Marc Steinel), Posaune (Werner Aldinger) und Trompete beziehungsweise Flügelhorn (Albrecht Huber) spielt die Bläser-Sektion akzentuiert und auf den Punkt. Sie wirken immer präsent, aber nie penetrant, was sicherlich auch daran liegt, dass sowohl Gesang als auch Instrumente sehr gut abgemischt sind.

Finale!

Ebenso wird an der Show deutlich, warum die „Bluekillas“ nicht umsonst die bekannteste Münchner Ska-Band sind. Dr. Deadlock („Der einzige Doktor, der seinen Titel niemals ablegen wird!“) verbreitet gute Stimmung. Wenn er für das Publikum nicht gerade den Champs-Klassiker „Tequila“ zu „Bluekilla“ verfremdet - übrigens ein festes Ritual bei jedem Konzert - hüpft er über die Bühne. War die Stimmung schon vorher am Brodeln, so explodiert sie, als die Band „Tainted Love“ in einer Ska-Version zum Besten gibt. Die anwesende Skin-Szene eröffnet den Pogo und schubst sich über den mittlerweile von Bier und Schweiß klebenden Boden. Der kurz darauf folgende „Skinhead Reggae“ freut diesen Teil des Publikums noch mehr. Die Skins stürmen die Bühne. Zur Zugabe gibt’s noch eine nette Polonaise, dann gehen alle brav nach Hause.

Jasmin Körber

Veröffentlicht am: 27.02.2011

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