Musikalischer Tausendsassa im Muffatwerk: Thomas Dybdahl

von kulturvollzug

Gitarrenvirtuose mit vielseitiger Stimme: der 32-Jährige Thomas Dybdahl. (c) Johannes W. Berg/Jean Baptiste Mondino

Ein Konzert, das lang überfällig war: Thomas Dybdahl spielt zum ersten Mal in München - und lieferte eine Premiere, wie man sie sich besser kaum vorstellen kann.

Angehörige der einsame-Herzen-Fraktion mittleren Alters, ein paar stilbewusste Studenten mit Kennerblick und schließlich alteingesessene Muffatwerk-Gänger sind ins Ampere gekommen. Ein bunt gemischtes Publikum, das den Raum nicht einmal halb füllt. Die Stimmung aber ist hervorragend, der Funke springt über und Thomas Dybdahl gibt alles. Er hüpft von der Bühne, mischt sich unters Volk und drischt in seine Gitarre, dass die Saiten vibrieren. Endlich, Dybdahl in München!   

Musikalisch ist der Norweger ein Tausendsassa. Wiedererkennungsmerkmal ist seine Stimme. Thomas Dybdahl kann säuseln wie Prince und röhren wie ein begnadeter Soulsänger. Er hat in Bands mit verschiedensten Stilrichtungen gespielt, klingt ein bisschen nach allem und doch nur nach sich selbst. Bei seinen neuesten, noch nicht veröffentlichten Songs sind Folk-Elemente zu hören, bei "Party like it`s 1929" wird es poppig. Und "All`s not lost" erinnert an Dybdahls Jazz-Phase. Mit "From Grace" hat er auch eine Ballade im Repertoire - Kitsch kann so gut sein!

Apropos Balladen: Zum Warm-Up hat Susanne Sundfør Songs präsentiert, die ins Herz gehen. Mit einer feenhaften Stimme taucht sie in die skandinavische Mystik ein. Weltvergessen versinkt sie in ihren komplexen Kompositionen. Kontakt zum Publikum nimmt sie kaum auf. Susanne Sundfør versteckt sich hinter allerlei Kabeln und elektrischem Spielzeug - und hinter einem großartigen Sound. Ihre Musik spricht für sich. Bleibt zu hoffen, dass nicht nur Thomas Dybdahl bald wieder nach München findet, sondern auch die junge Susanne Sundfør.

Sarah Hilgendorff

Veröffentlicht am: 13.05.2011

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