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Bühnen

"Und jetzt: Die Welt" von Sibylle Berg im VolkstheaterWas Sie schon immer über Vagina-Begradigung wissen wollten

von Michael Wüst am 14.01.2015

Der von „Theater heute“ zum Stück des Jahres 2014 ernannte Text „von Frau Berg für eine Person und mehrere Stimmen. Oder anders“ mit dem vollständigen Titel „UND JETZT: DIE WELT! Oder Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen“ ist eine ballernde Textfläche, deren Buchstaben ADHS haben und die nur in hyperkinetischer Aktion in Verlautbarung überführbar sind. Ein Zappeltext. Eine synthetische Suada, die in der Lage ist, selbständig im Sicherheits-Loop mittels Viren-Scanner heteronormative Malware auszuscheiden. Wozu auch männliche Orthografie zu gehören scheint. (Oder anders?)     » weiterlesen


Anna Netrebko und Christian Thielemann beim Silvesterkonzert mit der "Csárdásfürstin"Patriotische Fürstin rettet in Dresden das Operettenland

von Volker Boser am 29.12.2014

Der einmalige Ausrutscher einer weltberühmten Opern-Primadonna? Yvonne Kálmán, die Tochter des Komponisten hatte lange darauf hingearbeitet: Wer anders als Anna Netrebko wäre dazu geeignet, der „Csárdásfürstin“ zu neuem Glamour zu verhelfen? Emmerich Kálmáns einst vielgeliebte Operette kann zwar immer noch mit manch vergnüglichen Augenblicken punkten. Aber sie ist längst nicht mehr „up to date“, die Handlung dürftig, die Musik von gestern. Im vorgezogenen Silvesterkonzert der Staatskapelle Dresden war es nun endlich soweit. Anna Netrebko wagte sich mutig auf ungewohntes Terrain -  und siegte glanzvoll, auch wenn sie manchmal nicht so recht im Bilde schien. Stimme, Allüre, Ausstrahlung: Alles passte. Eine Diva hielt Hof. Die übrigen hatten zu gehorchen, Dirigent Christian Thielemann, das Orchester, vor allem aber der ebenfalls mächtig bejubelte Tenor Juan Diego Flórez.     » weiterlesen


Mayenburgs "Stein" im MarstallGrundstein für eine falsche Legende

von Michael Weiser am 22.12.2014

Ein wenig spröde, diese deutsch-deutsche Familiengeschichte: In "Der Stein" handelt Marius von Mayenburg sechzig Jahre Geschichte ab. Und fordert den Zuschauer mit seinen Zeitsprüngen arg. Im Marstall feierte die Inszenierung von Sarantos Zervoulakos Premiere.     » weiterlesen


Luk Perceval inszeniert James Joyces "Exiles" an den KammerspielenBilder einer Ausstellung

von Katrin Kaiser am 21.12.2014

Oft gibt es gute Gründe dafür, dass selten gespielte Theaterstücke so selten gespielt werden. James Joyces einziger Dramentext "Exiles" ist so ein Beispiel. Das Kammerspiel verhandelt auf recht moderne Weise die Liebe als erstarrte, nicht gelebte Sehnsucht. 1919 wurde der Drei-Akter an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt. Unter Luk Percevals Regie ist das Stück nun dorthin zurückgekehrt. Die aktuelle Inszenierung zeigt, wie schwer es ist, einen künstlerischen Ausdruck für nicht gezeigte Gefühle zu finden.     » weiterlesen


Das Bayerische Staatsballett mit "Paquita"Federleichte Story, gefährlich schwieriger Tanz

von Isabel Winklbauer am 15.12.2014

Französischer Besatzer verliebt sich in spanische  Zigeunerin, die sich letztlich als seine adlige Cousine erweist. Zwischendrin wollen die Spanier ihn ermorden. Voilà, die Handlung von "Paquita", der neuesten Klassiker-Rekonstruktion des Staatsballetts,  ist leicht wie Soufflé - doch bei näherem Hinsehen ist es dann doch ein gut durchtränkter Christmas-Pudding. Choreograf Alexei Ratmansky und Choreologe Doug Fullington haben Marius Petipas Original von 1881 rekonstruiert - und dieses steckt voller technischer Unverfrorenheiten und komplizierter Pantomimen. Eine harte Nuss für das Ensemble wie für die Zuschauer.     » weiterlesen


"Schlagobers" von Richard Strauss mit dem Gärtner-Ensemble in der ReithalleSahnebombe aus skurriler Mixtur

von Volker Boser am 14.12.2014

Richard Strauss nannte sein Ballett „Schlagobers“ selbstkritisch eine „läppische Konditorei-Angelegenheit“. Wenn man es wortgenau choreographiert, dann gäbe es darin blumengeschmückte Fiaker zu sehen und jede Menge Leckereien: Lebkuchen, Zwetschgenmännchen, Bonbons, Torten und jene riesigen Töpfe, in denen die köstliche Sahne zum Naschen bereit steht, die man in Österreich Schlagobers nennt. Um dieses Ambiente herum eine Tanzgeschichte zu basteln, ist schon sehr mutig. Ein Firmling nascht beim Kaffeehausbesuch zu viel von allem, was einen Krankenhausaufenthalt unumgänglich macht. Es ehrt den Choreographen Karl Alfred Schreiner, „Schlagobers“ für das Gärtnerplatztheater in der Reithalle wiederentdeckt zu haben. Auch wenn man danach keine große Lust mehr verspürt, sich erneut damit beschäftigen zu wollen.     » weiterlesen


"Pension Schöller" in der DrehleierEin toller Spaß ist doch diese Verrücktheit!

von Michael Wüst am 12.12.2014

Eine zeitreisende Pension mit ihren eigenwilligen Gästen macht in der Drehleier Halt: Die unsterbliche „Pension Schöller“. Theaterchef Werner Winkler inszeniert den Dauerbrenner des deutschsprachigen Boulevard-Theaters in seiner ursprünglichen Fassung aus dem Jahre 1890 mit Frische, Witz und Tempo. Verblüffend. Ohne Konstruktionen oder zeitliche Anpassungen eines Regietheaters gelingt mit Werktreue zum alten Stoff die Animation einer Posse über moderne Zeiten.     » weiterlesen


Im Probensaal mit dem Choreografen Alexei Ratmansky"Wir wissen doch gar nicht mehr, was klassisches Ballett ist"

von Isabel Winklbauer am 06.12.2014

Alexei Ratmansky (46) ist im Moment der begehrteste klassische Choreograf. Der Bolschoi-Tänzer und bis 2008 auch -Direktor arbeitete unter anderem für die Pariser Oper, das Mariinsky Ballett und das American Ballet Theatre. Den Prix Benois erhielt er 2005. Nun studierte er mit dem Bayerischen Staatsballett eine Rekonstruktion von „Paquita“ ein – an der Seite des Harvard-Choreologen Doug Fullington, der die Original-Notationen nach Choreograf Marius Petipa entzifferte.     » weiterlesen


Funny van Dannen mit neuem Album, Peter Pichler mit der Uraufführung einer HuldigungGeile Paradies-Welt im Schwere Reiter

von Michael Grill am 05.12.2014

13 Alben hat der Berliner Liedermacher Funny van Dannen bislang veröffentlicht, er ist ein Monolith der skurrilen Poesie. Nach langen zweieinhalb Jahren ist nun „Geile Welt“ erschienen, 17 neue Songs, die sozusagen in großer Besetzung eingespielt wurden, also mit „richtiger“, voll elektrifizierter Band. Und die rockt ab, dass man eigentlich auch gleich die mit van Dannen eng verbandelten Toten Hosen hätte nehmen können. Es klingt ungewohnt voll und laut, denn van Dannen ist viele Jahre ein puristischer Solopoet mit Lagerfeuer-Gitarre gewesen. Es passt aber gut genug, dass dies es sein neuer Stil für längere Zeit sein dürfte. Er selbst lässt jedenfalls ausrichten, „so glücklich wie noch nie nach einer Plattenproduktion“ zu sein. Zudem: In München wird ein lustiges Stück über van Dannen uraufgeführt, eine Hommage von Peter Pichler.     » weiterlesen


Ballett im Theater Augsburg mit "Romeo und Julia" von Sergei ProkofjewLakonisch von der Schwärmerei zur verzweifelten Liebe

von Volker Boser am 02.12.2014

Man hat ihm Zeit gelassen, und er hat sie genutzt. Seit 2007 ist der Amerikaner Robert Conn Ballettchef am Theater Augsburg. Sieben Jahre nach seinem Amtsantritt kann der ehemalige Tänzer im Stuttgarter Ballett die Früchte seiner hartnäckigen Arbeit ernten. Vor allem die Ensembleszenen in Young Soon Hues Choreographie von Prokofjews „Romeo und Julia“ zeigen perfekt abgestimmtes Teamwork, das auch in weitaus berühmteren Compagnien nicht selbstverständlich ist. Aber diese Präzision hat ihren Preis.     » weiterlesen


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