Macht gute Laune: Fat Freddy’s Drop in der Muffathalle

von Salvan Joachim

Sänger Dallas Tamaira beginnt das Konzert mit "The Raft" (F. S. Joachim)

Sie sind eine der erfolgreichsten Bands Neuseelands, der Geheimtipp der „Work-and-Travel“-Gemeinde und live ein Spektakel:  Bei Fat Freddy’s Drop feiert das Münchner Publikum als wäre schon morgen Ferienanfang.

Die Krawatte fliegt nach dem Intro an den Bühnenrand, die Hemdknöpfe reißen nach dem ersten Bläsersolo und zuletzt streift sich Posaunist Joe Lindsay auch noch die Hose vom Leib. Barfuß tanzt und schwitzt er auf der Bühne – bekleidet nur mit goldenen Hotpants in Übergröße, die mehr funkeln als die Glitzer-Gibson von Gitarrist Tehi Kerr.

Die siebenköpfige Band aus Wellington macht irgendwas mit vielen Off-Beats, irgendwas zwischen Reggae, Dub, Soul, Jazz und Electronica. Schon nach den ersten Tönen hat sie das junge Publikum in der Muffathalle für sich gewonnen. Das liegt nicht allein an der Show, sondern an den präzisen Bläserriffs, dem mitreißenden Bass und der unverkennbaren, souligen Stimme von Dallas Tamaira, die schon den Song "What do you want?" des deutschen Produzentenkollektivs Jazzanova entscheidend prägte.

Es mag ja Konzerte geben, die an Ausstellungsbesuche erinnern: Dann begutachtet das Publikum fertige Produkte, die nicht an der Wand hängen, sondern als exakte Kopie der Studioproduktion auf der Bühne erklingen. Fat Freddy's Drop spulen gerade nicht Stück für Stück ihre Hits ab. Die Bühne ist ihr Ort zum Experimentieren und Improvisieren.

Joe Lindsay an der Posaune. (F. S. Joachim)

Bei vielen Liedern kann man gar nicht sagen, wann sie beginnen und enden, so frei werden Übergänge gestaltet, Bläsersoli eingeworfen und Rhythmen variiert. Die Songs von Fat Freddy’s Drop entstehen live. Der Zuhörer ist beim Schaffensprozess mit dabei und erlebt immer wieder, wie sich ausgehend von Beats und Bass die Lieder aufbauen, Bläser, Gitarre, Gesang und Piano hinzukommen. Kein Song ist kürzer als zehn Minuten und aus dem neuen und Unbekannten tauchen immer wieder die bekannten Melodien auf: Gastsängerin Ladi6 singt „Roadie“ ganz wie auf dem ersten Album „Based on a true story“, ehe ein Rap den Song überleitet zu einer noch unveröffentlichten Songidee.

Die Temperaturen am bislang heißesten Tag des Jahres – in der Muffathalle hielten sie länger an als in den Biergärten. Nach „Shiverman“ und „Wandering Eye“ wurden so einige T-Shirts ausgewrungen.

 

Veröffentlicht am: 29.06.2011

Über den Autor

Salvan Joachim

Redakteur

Salvan Joachim (1986) ist seit 2011 beim Kulturvollzug.

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