Ein Bad im Herzblut: Die frischgebackene Band „Weiter“ ist mehr als eine Fusion aus Marsmobil und La Brass Banda

von Clara Fiedler

"Guten Morgen Deutschland": Es gibt eine neue Band. Foto: Band Weiter

„Wir sind weiter! Und ihr auch.“ Martine-Nicole Rojina begrüßt ihr Publikum. Weiter ist sie tatsächlich. Oder zumindest ein Teil davon. Denn zusammen mit La Brass Banda-Bassist Oliver Wrage gründete sie „Weiter“, eine Band, die sich mit Rhodes, Posaune und deutschen Texten irgendwo zwischen Ska, Punk, Rock und bisweilen sogar Jazz bewegt. Schon mit dem ersten Stück ist klar, was auf jeden Fall unvermeidbar ist: Tanzen!

Müde wird man nicht, zuhören sollte man trotzdem. Denn die Texte driften zwar gelegentlich in die Ich-bin-so-Anders-Attitüde ab, können sich sprachlich aber trotzdem sehen lassen. Nicht zuletzt, weil Rojina von dem überzeugt ist, was sie da tut. Die Innigkeit, mit der sie singt, ist zu keiner Zeit aufgesetzt, man badet regelrecht in ihrem Herzblut – sofern man sich darauf einlässt. Dann plaudert sie wieder. „Wir wünschen uns eigentlich einen Ponyhof...“, kündigt sie den nächsten Song an. „Das ist unser großer Traum, auf einem Bauernhof zu leben, wo wir nur noch Musik machen können.“ Und los geht es.

Da stampft der Bass, Schlagzeuger Stefan Dittleins Beat ist klar definiert und auf den Punkt, die Stimme ist rotzig und rebellisch. Auf einmal geht das Ganze über in eine bluesig angehauchte Nummer, und man lächelt, denn der Traum wird vielleicht vom Träumer selbst nicht ganz so ernst genommen.

Unvermeidbar ist: Tanzen! "Weiter" auf der Bühne im Atomic. Foto: Tatjana Jeblonski

Dann kündigt Keyboarder Tom Jahn, den man aus mehreren Jazzformationen kennt, etwas an, das fast schon eine Ballade ist. Es wird ein bisschen dramatisch in „Fassaden“. Solange, bis Rojina sich mit Matthias Götz an der Posaune und Hannes Hajdukiewicz an der Gitarre auf ein rhythmisches Motiv einlässt, das eindeutig sagt: Was soll ich mich darüber aufregen, ich bin eben so! „Guten Morgen Deutschland“ bietet interessante Klangfarben mit Bass, Schlagzeug und Posaune, die Band spielt mit der Dynamik, verliert aber niemals diese fast metronomische Präzision im Schlagzeug. Ein schönes Beispiel dafür, dass man wirklich jede Musikrichtung sensibel interpretieren kann, wenn man sein Metier beherrscht.

Einen Ausflug in Reggae und Jazz machen die sechs Musiker in „Herz und Seele“. Was nach weitläufiger Ballade klingt, bedeutet Rhythmus, Rhythmus, Rhythmus, und als die Band nach der Nummer die Bühne verlässt, begleiten sie die „Weiter! Weiter!“-Rufe aus dem Publikum.

„Immer mehr Du“ betitelte Rojina das einer verflossenen Liebe gewidmete „sehr persönliche Stück“, das sie als Zugabe wählt. Die Feuerzeuge haben gefehlt, aber die Leute waren dabei. Und als nach viel zu kurzer Zeit mit einem Bass-Lick als Intro das wirklich letzte Stück erklingt, weiß man, dass „Weiter“ es weiter bringen werden. Wenn sie wollen.

Veröffentlicht am: 28.07.2011

Über den Autor

Clara Fiedler

Redakteurin

Clara Fiedler ist seit 2011 beim Kulturvollzug.

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