Bis die Ärzte kommen: Eine Injektion guter Pop-Punk-Laune mit Die Drogen aus München und ihrem Debütalbum

von Michael Grill

Volle Dröhnung: Die Drogen. Foto: Jan Greune

Die Münchner Band-Szene ist in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen. Aber was Die Drogen machen, gab es so zuvor noch nicht in der Stadt: Spaßiger, unkomplizierter Punk-Pop, mal federleicht und mal krachig-knackig.

Die Musik hört sich verblüffend ähnlich an wie bei den Ärzten, Franz Ferdinand oder Arctic Monkeys, und sie macht erst kurz vor der Plagiatsgrenze halt. Die Qualität der Produktion des „Jetzt im Handel“ betitelten Debüts der Drogen ist ohnehin auf dem Level der Vorbilder. Denn sie arbeiten mit Uwe Hoffmann zusammen, der schon für die Ärzte und die Sportfreunde Stiller wirkte. Das Album mit zwölf eigenen Stücken funktioniert in jedem Takt nach dem Prinzip Pop: Weniger ist mehr, alles muss immer auf den Punkt - und am wichtigsten ist immer der Beat.

Sänger und Gitarrist Hari Bauhofer stammt aus Südtirol und kam 2002 nach München, um Philosophie zu studieren. Es ist 28 Jahre alt, auch der Rest des Quartetts - David Roge, Louis D. und Lord Mäddinghausen - geht auf die 30 zu. Die Drogen sind also keine Teenieband, auch wenn sie manchmal so klingen. „Unser Stil kommt schon beim jungen Publikum besonders gut“, meint Bauhofer. Alle vier haben Brotberufe, denn von den Drogen allein können sie bislang nicht leben.

Das professionelle Auftreten der Band inklusive ihrer Videos zeigt aber sehr deutlich, dass sie es Ernst meinen: Die Drogen sollen nicht die Welt verbessern oder eine versteckte Perle im Untergrund sein, diese Formation will den Erfolg, auch wenn Bauhofer betont: „Die Band ist das Wichtigste im Leben und im Vordergrund steht die Musik.“ Man wolle sich aber „abgrenzen von Indie-Bands wie Tocotronic“. Bauhofer: „Wir müssen nicht politisch korrekt sein oder die Lage der Nation erklären..“ Das Erstaunliche ist, dass Die Drogen trotzdem nicht inhaltslos oder banal sind: Sound und Texte sind kleiner, feiner Pop-Wahnsinn aus dem Universum der Emotionen, der Welt der frischen Hormone und dem weiten Land der Triebe.

Das Logo der Band.

Seit 2008 gibt es die Band, sie war bereits auf Tour mit Art Brut und gewannen bei einem Wettbewerb eine MTV-Unplugged-Aufzeichnung. Von Anfang an wurde nur Deutsch gesungen: „Das ist viel direkter, da spürt man was man meint“, so Bauhofer. Die Ähnlichkeit mit neueren Brit-Poppern erklärt er so: „Das ist eine Frage des Sounds, das ist die Ecke, in der wir uns kompositorisch angesiedelt haben, mit vielen Retro-Gitarren-Riffs.“

Bleibt die Frage, ob es eine gute Idee ist, eine Band Die Drogen zu nennen. Bauhofer: „Es kam schon vor, das Leute uns abgelehnt haben mit der Begründung: ,Mit Drogen wollen wir nichts zu tun haben.' Der Name soll provozieren. Aber er ist auch Kunst.“ Das gilt für die ganze Band: Das ist durchaus auch Kunst.

Die Drogen: „Jetzt im Handel“ (Sonicsound / Rough Trade). Am 6. November 2010 beim Jes Europe Music Award im Feierwerk / Hansa 39 ab zirka 21.30 Uhr live auf der Bühne. Am 11. November erscheint die neue Single „Du bist die Sonne“. Im Web: http://www.diedrogen.de

Zum warm werden hier schonmal ein paar Videos:

Veröffentlicht am: 05.11.2010

Über den Autor

Michael Grill

Redakteur, Gründer

Michael Grill ist seit 2010 beim Kulturvollzug.

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