Hans Henning Paars letzter Tanzabend für den Gärtnerplatz: Manchmal wurde auch getanzt

von Volker Boser

Caroline Fabre, Tri Thanh Pham. Foto: Lioba Schöneck

Wenn Ballettchef Hans Henning Paar nach fünf Jahren seinem Intendanten Ulrich Peters nach Münster folgt, geht am Gärtnerplatztheater ausnahmsweise einmal keine Ära zu Ende. Zu unterschiedlich war das, was Paar und seine Compagnie angeboten hatten: zumeist gefällige Virtuosität, oft heiter, dann wieder verstörend in ihren verwirrend bedeutungsschwangeren Inhalten.

Die letzte Premiere widmete der Choreograph weitgehend unbekannter Musik von Tschaikowsky. Eine höchstpersönliche Auswahl aus Streicherserenade, dem Sextett „Souvenir de Florence“, dazu Lieder, gesungen von Elaine Ortiz Arandes: zumeist melancholisch, ohne glamourösen Glitzer. Tschaikowsky, wie man ihn viel zu wenig kennt.

Das Ergebnis war eine wehleidige Abschiedsparty. Hans Henning Paar hatte ihr den Titel „Augenblick, verweile“ gegeben. Die gute Nachricht: Das Gärtnerplatzorchester spielte unter Andreas Kowalewitz derart engagiert, dass man immer dann, wenn auf der Bühne Überflüssiges passierte, getrost die Augen schließen und sich der Musik hingeben konnte. Die schlechte Nachricht: Anlässe, nur zuzuhören, gab es eine Menge.

Tänzer mit Koffern hasteten über die Drehbühne. Eine Dame mit Spielzeug-Hündchen stolperte knapp am Kalauer vorbei. An einer Kleiderstange hingen die abgelegten Prinzen der Schwanensee-Prinzessin. Manchmal wurde auch getanzt. Aber die Bewegungsrituale pendelten lediglich zwischen platten Trainings-Etüden und einer bisweilen geradezu grotesk bemühten Suche nach Ausdruck. Auch wenn man hierzu und zu manchen weiteren, zumeist reichlich skurrilen Einfällen durchaus anderer Meinung sein kann: Männer im Tütü sind, wenn überhaupt, dann doch wohl nur noch in den Scherzen des „Ballet Trocadero“ zu ertragen.

Am Ende wurden im Bühnenhintergrund per Video Bilder einer Zugfahrt gezeigt. Persönliche Befindlichkeiten, Sehnsüchte – ein ganzes Bündel an Emotionen suchte sich den Weg in eine bessere Welt. Das choreographisch darzustellen, hätte mehr als Larmoyanz verlangt. Ein Tanzabend, vor allem zum Zuhören. Schade, denn auf welch´ beachtliches Niveau Hans Henning Paar das Ensemble des TanzTheaters München gehoben hat, war auch diesmal unübersehbar.

Veröffentlicht am: 07.02.2012

Über den Autor

Volker Boser

Volker Boser ist seit 2010 Mitarbeiter des Kulturvollzug.

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Tony Tozzi
14.04.2012 05:27 Uhr

Dear Mr. Boser ,

Why do you Germans insist in combining German and English words ?

There is no such word as \"Abschiedsparty\" . (I trust that there is a German equivalent for \"party\" .) It is neither German nor English . It really shows that what an gigantic inferiority complex you have .In the last century educated Germans prided themselves in speaking French . Now everyone wants to show how \"cosmopolitan\" they are by speaking and writing a sort of \"pidgin\" English . The Queen is not amused .By the way , Prince Phillip speaks better German than most of , well, Germans. So have a Bratwurst und Bier and write your articles in German .

Regards,

Tony Tozzi