Gastrokritik zum Restaurant Outland: Zäh-weiches Reptil mit Identitäts-Problem

von Michael Grill

Die Faszination australischer Lebensart ist ungebrochen: Ist dort nicht alles ursprünglicher, herzlicher? Mitten in Haidhausen gab es einen Ableger von „Down Under“ – das Outland, früher mit Schmuddel-Charme, jetzt frisch renoviert.

Etwas chaotisch geht es noch zu: Im Lokal grabscht der (sonst nette) Ober ungefragt die Karte weg, obwohl man sie gerne noch angeschaut hätte. Wein trinkt man eher nicht, offen ist auch lediglich der Hauswein. So empfehlen sich Fosters-Bier (3,60 Euro) in seiner wässrigen australischen Frische, oder gleich einer der vorzüglichen Cocktails (um 7 Euro), aber nicht ein Shooter-Likör (um 3,50), es sei denn, man steht auf Zucker-Schock.

Der Vorspeisenteller (8,90) war trotz Fleischlastigkeit wohldosiert, selbst die Chorizowurst ertrank nicht in Fett, und ein Rotbarschpflanzerl krönte ihn. Die Scampis (10,50) kamen würzig und frisch vom Rost. Der Burger mit Kangaroo (12,90) war etwas zu durchgebraten, ansonsten passte das

Beuteltier gut zwischen die Weichsemmel. Die Krokodil-Filetstreifen (18,50) erwiesen sich als, nun ja, speziell: Optik wie Huhn, Struktur wie Rind. Dazu schwammen Nudeln und Cocoscurry konventionell in Öl.

Mit dem Choco-Brownie (4,50) kann man nicht viel falsch machen, auch wenn Walnüsse fehlten; die Obstvariation (4,50) wurde von einer faden Honigmelone eingetrübt, sonst lecker mit Minze verfeinert.

Was aber ist hier australisch – oder ungewöhnlich – außer dem Bier und mancher Fleischzutat? Schick darf man ja sein wollen, aber etwas mehr Identität sollte schon sein.

Weißenburger Platz 3, So - Do 9 bis 1, Fr und Sa bis 3 Uhr, Reservierungen unter &48997880, www.outlandbar.de. Diese Kritik entstand nach einem Besuch des Lokals im Juli 2010.

Veröffentlicht am: 01.01.2011

Über den Autor

Michael Grill

Redakteur, Gründer

Michael Grill ist seit 2010 beim Kulturvollzug.

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