Ein Abend im musikalischen Wunderland

von kulturvollzug

Unheilvolles Raunen und ein traumhaft schönes Finale: Bei der Uraufführung des Auftragswerks "Rajzok" zeichneten Alexander Liebreich und das Münchner Kammerorchester faszinierende Klangskizzen.

Wenn Komponisten ihre Stücke erklären wollen, dann ist es gelegentlich besser, man überliest dies: „Ich stilisiere das Manische“, orakelte der ungarische Komponist Marton Illés in einem Zeitungs-Gespräch über sein neuestes Opus, ein Auftragswerk des Münchner Kammerorchesters, das jetzt im Prinzregententheater uraufgeführt wurde.

„Rajzok“ heißt diese Streicher-Etüde, was übersetzt „Zeichnung“ bedeutet. Und in der Tat: vom stillen, unheilvollen Raunen bis zum exstatischen Ausbruch ließ sich eine faszinierendes Spektrum an Klangenergien bestaunen, das – selten genug – vom ersten bis zum letzten Takt mitzureißen vermochte.

Dirigent Alexander Liebreich und das Münchener Kammerorchester bewegten sich hier weitaus sicherer als bei Bartok. Dessen „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“ birgt allerlei Fußangeln. Sie sind vor allem rhythmischer Natur (2. und 4. Satz) und bereiteten diesmal leider immer wieder Probleme. Hatte man zu wenig geprobt?

Versöhnliches gab es zum Finale: Veronika Eberle spielte das Violinkonzert von Beethoven mit raumgreifenden Ton, sensibel, technisch unfehlbar und im langsamen Satz gerade traumhaft schön. Nur: während Dirigent und Orchester ein historisierendes Klangbild anstrebten, präsentierte die 21 Jahre junge Geigerin jenen lyrisch romantisierenden Musizierstil mit vielfältigen Tempo-Modifikationen, den man eigentlich längst überwunden glaubte. Alexander Liebreich zeigte sich als Kavalier, folgte willig, deutete aber immerhin in den Zwischenspielen an, dass man hier auch ganz anderer Ansicht sein konnte.

Volker Boser

Veröffentlicht am: 12.02.2011

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