Perspektivwechsel und Panoramablick

von kulturvollzug

 

Gesehen im Literaturhaus. Die Journalistin und frühere Leiterin des ARD-Studios in Teheran, Natalie Amiri, dankt „zutiefst berührt“ für die großartige Laudatio der großartigen Gabriele Krone-Schmalz und den ihr zugesprochenen Publizistikpreis 2022. Krone-Schmalz’ Rede war ein fünfzehnminütiges Manifest des Journalismus - kantig, weltoffen, genderfrei. Sie rief den Anwesenden noch einmal ins Gedächtnis, was Qualitätsjournalismus eigentlich gewesen war: „Man muss den Menschen zuhören wollen, und sie nicht in Schubladen stecken.“ Amiri sage über Iran Ähnliches wie das, was sie, Krone-Schmalz, immer über Russland gesagt habe: „Das Land ist zum Zerreißen widersprüchlich.“ Dies müsse man darstellen und erklären. Dann gebe es nicht mehr nur die westliche Perspektive und nicht nur eine Wahrheit. Ein anstrengender, aber lohnender Prozess: „Ich bin überzeugt, dass das Menschen offener macht.“ Voraussetzung dafür sei, dass Journalisten Politik erklären, sie aber nicht selbst machen wollen. „Perspektivwechsel und Panoramablick sind der Standard!“ Ansonsten gebe es nur noch schmale Meinungskorridore, und diese passten nicht zu unserer freiheitlichen Gesellschaft. Offen ließ Krone-Schmalz, sicherlich aus guten Gründen, was an ihrer Rede eigentlich noch einen Istzustand beschreiben sollte. Die Preisverleihung wurde von wunderbarer, sphärisch-elektronischer und doch elektrogitarrig-bluesiger Musik von Sharhrzad Eden Osterer und Shari begleitet. Foto (mit einem Filter von Vignette): KV

Veröffentlicht am: 27.07.2022

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