70 Jahre und kein bisschen leise - Zum runden Geburtstag des Münchner Schauspielers Fritz Wepper

von Angelika Kahl

Kein Geburtstagsgeschenk!? (c) ARD Degeto/NDF/Oliver Feist

Das Münchner Urgestein Fritz Wepper kennt man auf der ganzen Welt. In über 100 Ländern lief die ZDF-Serie "Derrick", und ist selbst in China Kult. Zwar fiel er in jüngster Zeit vor allem durch privaten Turbulenzen auf, doch auch als Bürgermeister Wöller in "Um Himmels Willen" unterhält er Millionen TV-Zuschauer. Heute feiert der Schauspieler seinen 70. Geburtstag. Der Kulturvollzug hat den Jubilar getroffen.

"Fragen sind niemals indiskret, Antworten bisweilen schon." Und für indiskret hält Fritz Wepper, der Oscar Wilde an diesem Abend gefühlte hundert Mal zitiert, eigentlich alles, was sich nicht ganz eindeutig und ausschließlich auf die Arbeit bezieht. Und man versteht es ja irgendwie, falls er damit seine Familie schützen will - wer auch immer jetzt dazu zählt. Aber der Anlass des Gesprächs ist sein 70. Geburtstag. Und der betrifft nun dummerweise weder ganz eindeutig noch ganz ausschließlich seine Arbeit.

"Nichts altert so schnell wie das Glück." Auch das hat Oscar Wilde gesagt. Aber diesen Satz zitiert Fritz Wepper natürlich nicht. Denn Glück hat er ja: Die ARD schenkt ihrem Quotenbringer zum runden Geburtstag einen Film. "Lindburgs Fall" läuft am Freitag, nur zwei Tage nach seinem Ehrentag. Geburtstag und Arbeit haben also doch etwas miteinander zu tun. Also kann man ja auch darüber reden - ganz diskret natürlich!

So einfach macht's einem Fritz Wepper aber dann doch nicht. Denn mit Nachdruck sagt er: "Nein, ein Geburtstagsfilm ist das nicht, gegen einen Geburtstagsfilm habe ich mich immer entschieden gewehrt. Denn für mich ist der Beruf eine Sache und mein Geburtstag eine ganz andere." Gut, auf jeden Fall aber ist "Lindburgs Fall" eine Hommage der ARD an den Münchner Schauspieler. Und die lässt er sich gerne gefallen, zeigt sie den Jubilar doch von seiner selbstironischen Schokoladenseite.

Fritz Wepper u. Bernd Michael Lade in "Lindburgs Fall" (c) ARD Degeto/NDF/Oliver Feist

Wepper spielt einen TV-Kommissar, dessen Krimiserie "Blaulicht" nach 280 Episoden wegen sinkender Quoten eingestellt wird. "Derrick" hatte genau eine mehr. Sein Produzent dient ihm eine Hundeshow an: "Colliewood". Doch so weit kommt es nicht, denn gemeinsam mit seinem TV-Assistenten (Bernd Michael Lade) wird er bald in eine echte Mordermittlung verwickelt. "Lindburg aber wird von den Medien nieder gemacht und mit Häme überschüttet", erklärt Wepper. "Sie unterstellen ihm: Der will doch nur Aufmerksamkeit und wieder in die Schlagzeilen kommen."

Von einem befreundeten Hauptkommissar hat sich Wepper bestätigen lassen, dass die Krimi-Geschichte glaubwürdig ist. "Ich war mir da erst nicht sicher, denn meine kriminalistische Erfahrung mit 24 Jahren 'Derrick' ist ja eine Pseudo-Erfahrung", erklärt er. Aber immerhin sorgt sie dafür, dass man den Münchner auf der ganzen Welt kennt. In über hundert Ländern lief die ZDF-Serie. Und fast wäre Wepper sogar in Hollywood gelandet. Im oscarprämierten Musicalfilm "Cabaret" hat er 1972 an der Seite von Liza Minelli gespielt. Und der US-amerikanischen Filmindustrie gefiel der junge, gut aussehende Bayer so sehr, dass sie ihn über den großen Teich locken wollte. "Okay, forget it", hieß es dann aber prompt als der Agent hörte, dass der damals 31-jährige gerade die Krimi-Serie "Der Kommissar" mit Option aufs nächste Jahr drehte.

Verpassten Chancen aber trauert Wepper nicht hinterher. Auch wenn er bis heute nicht verstanden habe, dass ihn Produzent Helmut Ringelmann 1973 nicht zur Oscarverleihung reisen ließ. "Ich arbeite seit meinem elften Lebensjahr", sagt er. "Und je älter ich werde, umso mehr Spaß habe ich an dem, was ich mache." Und die Zuschauer haben den wohl auch: "Um Himmels Willen" gehört seit fast zehn Jahren zu den erfolgreichsten Serien im deutschen Fernsehen.

Aber was ist nun mit der großen Zahl "70" - macht sie nicht doch ein bisschen Angst? "Nein, vor kurzem noch hätte ich gesagt, sie ist nur eine Zahl wie jede andere", sagt Wepper und vergisst für einen Moment Oscar Wilde. "Vor ein paar Wochen aber hat es so ausgesehen, dass ich die gar nicht mehr erreichen sollte." Sein Hund hatte ihn gekratzt, mit einer Blutvergiftung lag Wepper eine Woche lang im Krankenhaus. "Heute bin ich deshalb einfach dankbar, dass ich diese Zahl überhaupt erreiche." Und gefeiert wird das wohl im kleineren Rahmen, auch weil er tags darauf bereits wieder vor der Kamera steht. "Da kann man gar nicht auf den Tischen tanzen", sagt er, kündigt aber an: "Auf der Wiesn, denke ich, hole ich das dann nach."

"Lindburgs Fall" am 19. August 2011, 20.15 Uhr in der ARD

Veröffentlicht am: 17.08.2011

Über den Autor

Angelika Kahl

Angelika Kahl ist seit 2010 Mitarbeiterin des Kulturvollzug.

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