Schwarz-schwarz: Black in Dark-Fotografien von Hubertus Hamm in der Pinakothek der Moderne

von Achim Manthey

Tisch "Spot Table" von Tom Dixon, Besteck "Otto Black Matte" von TableArt, Foto und Copyright: Hubertus Hamm

Schwarz sehen und etwas sehen. In der Neuen Sammlung der Pinakothek der Moderne in München hat in Zusammenarbeit mit dem ZEITmagazin die Fotoausstellung "Black in Dark" mit Fotografien von Hubertus Hamm geöffnet.

"Die Cappuccino-Phase ist vorbei!" Mit dieser Erkenntnis, so schildert Christoph Amend, Redaktionsleiter des ZEITmagazin, bei der erfrischend lockeren Eröffnung der Ausstellung in der Rotunde der Pinakothek der Moderne in München, habe der Creative Director des Magazins die Redaktion überrascht, als es um die Planung der diesjährigen Design-Ausgabe des Heftes ging. Der Trend im Design gehe weg von Weiß hin zu Schwarz. Ein Heft zum Thema Schwarz also. Sehr schnell entstand die Idee, den Fotografen Hubertus Hamm einzuladen, sich etwas einfallen zu lassen.

Hubertus Hamm, 1950 im Sauerland geboren, arbeitet seit 1976 in seinem Atelier in München auf dem Gebiet der konzeptionellen, redaktionellen und angewandten Fotografie. Für das ZEITmagazin fotografierte er im Frühjahr 2010 die Bilderreihe "Black in Dark". Die Fotos zeigen Designobjekte, schwarz, in einem schwarzen Raum ohne jedes künstliche Licht: die Uhr "r.5.5" von Jasper Morroson für Radon, das Glas "Blind Blind" von Riedel oder das Luxus-Fahrrad "All black Bike" von Hublot, um nur einige Beispiele zu nennen.

Hamm beschäftigt sich seit einigen Jahren konzeptuell mit dem Einsatz von Schwarz, eigentlich eine Nicht-Farbe, in seinen Fotografien. Es gehe ihm darum, so der Fotokünstler, festzustellen und zu zeigen "wie weit eine Verdünnung beziehungsweise Verdichtung durch Verschwärzlichung eines Bildes möglich ist, wenn dabei seine ursprüngliche Struktur unverändert im Grenzbereich der Wahrnehmung sichtbar bleiben soll. Wo ist die Grenze der Erfahrbarkeit?"

"All Black Bike" von Hublot, Foto und Copyright: Hubertus Hamm

Die Bilder irritieren, denn sie geben dem Auge nur wenige Anhaltspunkte, das dargestellte Objekt zu erfassen. Florian Hufnagl, Direktor der Neuen Sammlung, hat es in seiner Laudatio zur Ausstellungseröffnung ganz zutreffend beschrieben:  die Bilder "gehen an die Grenzen, auch an die Grenzen der Wahrnehmbarkeit, und dies nicht nur im Technischen, sondern im Visuellen und - in den besten Fällen - auch im Geistigen. Damit sind sie eine Herausforderung, wunderbar irritierend in einer sonst so konsum- und marketingorientierten Welt."

Leider macht es Die Neue Sammlung dem Betrachter nicht ganz leicht, sich dieser Herausforderung zu stellen, Schwarz in Schwarz zu erfahren und zu begreifen. Die Hängung der großformatigen Fotos in einem relativ schmalen Durchgang ist unglücklich. Die Betrachtung aus der Nähe erfasst die vollständige Darstellung nicht, da die leichte Reflektion der Bilder die abgebildeten Gegenstände nur schwer sichtbar machen. Entfernung, die beim Betrachten hilfreich sein könnte, lässt der Raum nicht zu. Das ist schade.

Sehenswert ist die Ausstellung trotzdem, weil sie dem Betrachter Blick und Fantasie öffnen kann, wenn er sich denn einlässt auf die Farbe Schwarz.

Die Ausstellung ist vom 3. Dezember 2010 bis 27. Februar 2011 in der Neuen Sammlung in der Rotunde der Pinakothek der Moderne, Barerstr. 40 in München, Dienstag bis Sonntag von 10-18 Uhr. donnerstags von 10-20 Uhr zu sehen.

Veröffentlicht am: 03.12.2010

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