"Vom Zauber der Nachfrage" von Gesche Piening im i-camp

Kunst im Kapital-Wahn mit erheblichem Umsatzeinbruch

von Gabriella Lorenz

Kunstmarkt-Seifenblasen mit Tinka Kleffner. Foto: Gérard Pleynet

Milch von glücklichen Kühen schmeckt uns. Jetzt kann man auch Kunst von glücklichen Künstlern genießen, sogar zertifiziert, verspricht die Firma Marktanteil. Die hat Gesche Piening gegründet und lädt unter dem verführerischen Titel „Vom Zauber der Nachfrage“ zur Firmenpräsentation im i-camp. Vermarktungsstrategien für Künstler - eine herrlich ironische Idee, leider auf der Bühne zu spröde verschenkt.

2012 kuratierte Gesche Piening (35) die Plakat-Ausstellung „brenne und sei dankbar“ über die soziale Lage freier Künstler. Seitdem treibt das Thema die Münchner Regisseurin und Schauspielerin um. Sie hat gründlich recherchiert, die Texte geschrieben, inszeniert und spielt auch noch selbst. Da fehlt ein kritischer Blick von außen, der die teils redundante und repetitive Informationsflut etwas eindämmte.

Der Einstieg hat Witz: Promi-Kollegen wie Luise Kinseher und Christoph Süß gratulieren per Video zur neuen Firma. Die verkaufen auf der Bühne Gesche Piening, Tinka Kleffner und Kenneth Huber als Marketing-Team nach allen Regeln der Werbekunst. Was können wir herstellen, was andere haben wollen? Welche wunderschöne Sachen sind dem Käufer wunderschöne Taler wert? Wie geht Erfolg? Wie macht sich der Künstler „stark für den Markt“? Sehnsucht raus, Kunst rein? Wie verwirklicht er das Wachstums-Credo „höher, schneller, weiter“?

Geld macht sinnlich. Offenbar hat die Förderung nicht gereicht: Die Performance bleibt trotz ein paar Seifenblasen und Show-Hüpferchen ohne Glamour, unsinnlich mit Längen, überschüttet den Zuschauer mit verpuffendem Schnellsprech-Runterbeten der Verkaufs-Bibel. Aus dem Satire-Potenzial der Idee schlägt sie kaum szenisch-komisches Kapital. Die eintönigen Live-Rocksongs von Wolfgang Petters beflügeln das wenig. Obwohl „Kapitalismus, werde endlich besser oder verpiss Dich!“ doch ein schöner Künstler-Aufruf zum Umsturz ist.

 

Veröffentlicht am: 18.12.2013

Über den Autor

Gabriella Lorenz

Gabriella Lorenz ist seit 2010 Mitarbeiterin des Kulturvollzug.

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