Ausblick auf das "Dance"-Festival 2015

Tanzfrühling mit indischem Kathak und Dragqueens

von Isabel Winklbauer

"Made in Bangladesh" von Helena Waldmann. Foto: Wonge Bergmann

Zum zweiten Mal kuratiert Nina Hümpel die Tanzbiennale "Dance" - und schon gibt es eine Menge Neues. Erstmals findet das Festival im Frühjahr statt (7. bis 17. Mai 2015). Es gibt, im Gegensatz zu den letzten Jahren, kein Leitmotto. Der Spielplan ist dehnbar: Ein kleines Vor-Festival stimmt die Zuschauer im März schon mal ein. Und für das Hauptprogramm erfand die Kuratorin das neue Format des Doppelspiels. Das Ganze hat das Zeug zu einer vielfarbigen, denkwürdigen Tanzparty.

"Just go forward" des Chinesen Yang Zhen behandelt das Sujat der Freiheit. Foto: Yu Shaoyan

Der neue Termin habe zwei Gründe, erörterte Kulturreferent Hans-Georg Küppers auf der Pressekonferenz im Café Muffatwerk. Erstens kämen die neuesten Produktionen im Herbst heraus, so dass ein Frühjahrsfestival wirklich Frisches präsentieren könne. Und zweitens ließe sich der öffentliche Raum nun mal besser in der wärmeren Jahreszeit als Spielort einbinden. Obendrein erweist sich das Kulturreferat als hochengagiert: Es erhöhte den "Dance"-Etat um 95.000 auf 670.000 Euro. Samt Überschuss vom letzten Mal stehen damit 800.000 Euro zur Verfügung.

Platel, mal gar nicht ernst: "Coup fatal". Foto: Chris van der Burght

Die Mischung im Programm ist dementsprechend üppig. Natürlich ist Richard Siegal mit einem dreiteiligen Portrait vertreten, darunter das gefeierte "UNTXT" sowie eine Uraufführung und das Werk "Metric Dozen". Spannung verspricht auch der Beitrag von Helena Waldmann: "Made in Bangladesh" behandelt das Thema augebeuteter Textil-Arbeiterinnen, wobei Waldmann die harten Schritte des indischen Kathaks einsetzt, um Nadelstiche aller Art zu symbolisieren.

Der indische Tanz wird auf der europäischen Kunstbühne sträflich vernachlässigt - hier kommt er endlich zum Zug! Alain Platel zeigt ein Gegenstück zu seinem Kammerspiele-Erfolg "Tauberbach": "Coup Fatal", zusammen mit Les Ballets B. de la C., vereint barocke Klänge mit afrikanischen Polyphonien und fasziniert durch ungewohnte Leichtigkeit. Um die Welt der New Yorker Dragqueens dreht sich hingegen Trajan Harrells "Antigone...". Weiterhin ist Saburo Teshigawara vertreten. Und schließlich weist das Hauptprogramm mit Hillel Kogans "We love Arabs", Sharon Eyals "House" und Niv Sheinfelds "Two Room Apartment" einen kleinen Israel-Schwerpunkt auf - zwangsläufig, denn eine geplante arabische Plattform war nicht zu realisieren. Arabische Produktionen erhalten stattdessen ein eigenes, kleines Sonderfestival vom 25. bis 31. März 2015 in der Muffathalle.

"Vader" wird bei Peeping Tom abgeschoben. Foto: Herman Sorgeloos

"Wir haben das Format des Doppelspiels erfunden, um zu zeigen, wie groß der Einfluss des Tanzes auf andere Künste ist", erklärt Nina Hümpel anschließend ihre neue Idee. Doppelspiel, das heißt demnach, dass ein Künstler zwei verschiedene Veranstaltungen stemmt. Erstens seine eigene Produktion, dazu noch etwas Anderes, Neues. So wie die Kompanie Peeping Tom, deren Produktion "Vader" den hilflosen Umgang mit Alter vorführt - die andererseits aber auch mit Schauspielern des Residenztheaters und der Sängerin Eurydike de Breul die Uraufführung "The Land" einstudiert. Sowohl Richard Siegal als auch Raimund Hoghe präsentieren außer ihren Stücken Lecture Performances. Und das israelische Duo Niv Sheinfeld und Oren Laor gibt obendrein einen Workshop.

Stefan Dreher vervollkommnet das Programm schließlich mit einem Tanzmarathon. Ein passendes Format - denn viele Zuschauer könnten diesmal durchaus alle Vorstellungen sehen wollen. So viel Aufregendes in zehn Tagen stand schon lange nicht mehr auf dem Plan. Anscheinend steuert "Dance" auf einen neuen Frühling zu.

 

Veröffentlicht am: 24.01.2015

Über den Autor

Isabel Winklbauer

Redakteurin

Isabel Winklbauer ist seit 2011 Mitarbeiterin des Kulturvollzug.

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