"Lokalhelden" The Strayin´Sparrows, Black Submarines und The Whiskey Foundation im Technikum

Songs ohne Wiederkehr

von Michael Wüst

Black Submarines. Foto: Michael Wüst

Bei der zweiten TonReihe im Technikum geht es psychedelisch zu. Kopfinnenraum ist Weltraum. Aber in dem Space von heute fliegen mächtig brummende Gesteinsbrocken herum. Bei den jungen Bands der "Lokalhelden" vom Radiosender egoFM vereint sich Stoner-Rock mit elegisch aufgeladenen Erscheinungen. Es flirrt und fluoresziert. Ferne Sirenen klagen. Bis am Schluss The Whiskey Foundation die Bühne entern, um den wilden Zauber in einer Blues-Box zu bannen.

Zunächst, mit dem ersten Schlag, stieg ein Schwarm von Vögeln in den Himmel. The Strayin´Sparrows aus Regensburg - zu Punkzeiten hätten sie sich vielleicht abstürzende Domspatzen genannt - begannen mit "Ghost Of My Dreams" von ihrer neuen ersten Studio-LP "Skyship". Benjamin Hoffmeisters Stimme setzt nach äußerst geradlinigem Intro mit sägend nasaler Schärfe ein, treibend und dringlich und in der Diktion an Bob Dylan erinnernd. Ein Südstaaten-Feeling staubiger, endloser Straßen mit verdorrtem Chaparral-Gewächs und leeren Bierdosen. Tarantino.

Ihr Song kennt keine Wiederkehr, geht ohne Feedbacks vorwärts, er rollt nicht, er rockt. Schaltet keinen Gang zurück. Man denkt an das Kyuss-Video von "Green Machine". Ein starkes Opening, für Weite ist gesorgt.

Wer durch die Songs der "Strayin´ Sparrows" gegangen ist, findet sich draußen anschließend in der ruhigeren Welt der Black Submarines wieder. In ihrer Jenseitskneipe durchziehen Erinnerungen das karge Mobilar. Die beiden Gitarristen Benny May und Richy Strobl wenden sich immer wieder einander zu, als ob sie sich nicht so recht kennen würden. Stellen sich alsdann in anonymer Höflichkeit schüttere Sequenzen vor, an deren feinen Reibungen sie ihre Stücke entfalten. Was da scheinbar zufällig aufeinander trifft, fügt sich zu einer passenden Geschichte letzter Zigaretten und abfahrender Züge. Um im Soundtrack-Bild zu bleiben, es ist eher eine David-Lynch-Welt. Und es ist immer Nacht, denn in tiefster Nacht und großer Tiefe sind alle U-Boote schwarz. Das Großartige ist, dass ihre Songs (LP "Waiting For Time") dabei undramatisch sind, besser gesagt, unaufgeregt und der Mitreisende im Publikum sich nur allzu gern mit auf eine ungewisse Passage begibt. Nicht überraschend, dass diese charismatische Band bereits auch für Theaterproduktionen verpflichtet wurde. So zum Beispiel für "Fear No Fear", eine Produktion der Theaters werkmünchen.

Murat Kaydirma von The Whiskey Foundation. Foto: Michael Wüst

The Whiskey Foundation scheint darauf mit erdverbundenem Blues die alte Ordnung der Musikplaneten wieder herstellen zu wollen. Aber dass auch dieser ältere Blues mehr als eine Scheibe ist, beweist eins ums andere Mal die gerade live starke Band. Frontsänger Murat Kaydirma hat den großen Howl, sein Aufschrei der Lebenswut reißt die Fans in die Schlussrunde (LP "Moodmachine"). Mit den Keyboards von Julian Frohwein hört man manchmal Jim Morrison hinter den Türen. Und noch vor der Tür des Technikums meint man "Who do you love" in der Nacht verwehen zu hören.

Veröffentlicht am: 07.03.2016

Über den Autor

Michael Wüst

Redakteur

Michael Wüst ist seit 2010 beim Kulturvollzug.

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