Kinokritik Dark Shadows

Tim Burtons verschenktes Vampir-Gothic-Spektakel

von kulturvollzug

Eine wollüstige Hexe verliebt sich in einen Frauenschwarm. Der weist sie zurück, weil er eine andere begehrt. Das muss die Verschmähte natürlich bestrafen. So simpel funktioniert Tim Burtons neuer Film "Dark Shadows". So richtig überzeugend ist das nicht.

Angélique (Eva Green) begehrt Barnabas. Foto: 2102 Warner Bros. Entertainment Inc.

In der Gründerzeit des jungen Amerikas siedelt die Familie Collins von Liverpool nach Neuengland, um dort ihr Glück mit einem Fischereibetrieb zu suchen. Der junge Barnabas reift zu einem stattlichen Mann heran, die Frauen liegen ihm zu Füßen. Er aber liebt nur eine – die zauberhafte Schönheit Josette. Das Begehren der Hexe Angélique weist er zurück. Also tötet diese, zutiefst gekränkt, Barnabas‘ Eltern, treibt Josette in den Selbstmord und verwandelt Barnabas in einen Vampir, den sie zudem noch in einem Eisensarg irgendwo in der Erde vergräbt...

Knapp 200 Jahre später – im Jahr 1972 – wird Barnabas durch einen Zufall befreit. Seine Nachfahren sind pleite und ziemlich durchgeknallt. Aber Blut ist dicker als Wasser und so macht sich Barnabas auf, der Firma zu altem Ruhm zu verhelfen und seine Heimat von der schrecklichen Herrschaft der bösen Hexe zu befreien – nicht ohne dabei ein Auge auf das Kindermädchen des Hauses zu werfen, das seiner Jugendliebe Josette wie aus dem Gesicht geschnitten ist...

Schrecklich nett: die Familie Collins. Foto: 2012 Warner Bros. Entertainment Inc.

„Dark Shadows“ basiert auf der gleichnamigen US-Fernsehserie aus den 60er Jahren und hätte eigentlich ein großartiger Film werden können. Die Story bietet alle Zutaten, die Regisseur Tim Burton und sein Hofdarsteller Johnny Depp so sehr schätzen: düstere Geheimnisse, verwunschene Orte, eine in sich gefangene Hauptfigur zwischen Gut und Böse, die nach Liebe dürstet und daneben eine Reihe von tütteligen Nebenfiguren, die für den Komikfaktor sorgen könnten. Aber leider bleibt das alles auf halbem Wege stecken. Burton verlässt sich einfach nur auf seine gewohnte Art zu inszenieren und man bekommt den Eindruck, das alles schon einmal in seinen anderen Filmen gesehen zu haben. Zu sehr verzettelt er sich in Handlung und Logik und opfert die Zartheit der Liebe zwischen Barnabas und dem Kindermädchen (Bella Heathcote) einem Erotik-Spektakel zwischen ihm und der Hexe (Eva Green), das im Grunde genommen überhaupt keinen Sinn macht.

Auch werden die Nebenstränge nicht zu Ende erzählt und erwecken so den Eindruck von Beiläufigkeit. Stilvoll ist einzig die liebevolle Ausstattung, die aber letztlich ebenfalls in einem Spektakel aus Action und Spezialeffekten untergeht. Das Aufeinanderprallen zweier völlig unterschiedlicher Welten – hier die distinguierte des Gentlemans Barnabas, dort das Hippie-Universum der 70er – ist Burton nur eine plakative Randnotiz wert. Überhaupt wird das Herz der Geschichte zugepappt mit überflüssigem Schnickschnack, wie etwa den Auftritten von Alice Cooper und Christopher Lee.

Insgesamt also Oberflächlichkeit und Mittelmäßigkeit statt Tiefgang und Herz – so ist „Dark Shadows“ leider nur ein durchschnittliches Gothic-Spektakel geworden.

Ulrich Buchner

Dark Shadows, seit Donnerstag im Kino

Fantasykomödie USA, 2012. 113 Min. Regie: Tim Burton. Darsteller: Johnny Depp, Eva Green, Michelle Pfeiffer. FSK: ab 12

Veröffentlicht am: 11.05.2012

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