Sabine Vöhringers München-Krimi "Die Montez-Juwelen"

Vom Hackerhaus über die Hofstatt zum Fischbrunnen

von Katrin Kaiser

Sabine Vöhringer präsentiert in ihrem Debütroman klare Oppositionen zwischen Gut und Böse und ein Münchenbild zwischen Traditionsbewusstsein und Modernisierung.

Ist begeistert von der "Münchner Lebensart": Autorin und Agentur-Inhaberin Sabine Vöhringer. Foto: Milena Langejürgen

Der Kommissar ist ein durchtrainierter Sonnyboy ohne große Charakterschwächen, sein väterlicher Halbbruder der traditionsbewusste und zugleich innovativ denkende Wirt des Münchner Hackerhauses. Als Gegenspieler fungieren der schweinsköpfige, habsüchtige Sproß einer anderen Münchner Gastronomenfamilie und ein geldgieriger Juwelier. Die Sympathien sind schnell verteilt in Sabine Vöhringers Krimi "Die Montez-Juwelen".

Hackerhaus-Wirt Max steht unter Mordverdacht, da sein Einstecktuch bei einem getöteten jungen Mann gefunden wurde. Deshalb schaltet sich sein Halbbruder Tom – von Max' Unschuld überzeugt – schon vor seinem offiziellen Dienstbeginn in München in den Fall ein. Unterstützt wird er bei seinen Ermittlungen von einem streitbaren Journalisten und Freund der Familie und einer betriebsnudeligen, aber herzensguten Kollegin bei der Polizei.

Man bewegt sich zwischen Sendlinger und Hackenstraße, zwischen Viktualienmarkt und Polizeipräsidium in der Ettstraße. Eine wichtige Rolle spielt neben dem Hackerhaus das 2013 eröffnete Nobelquartier Hofstatt auf dem ehemaligen Verlagsgelände von Süddeutscher Zeitung und Abendzeitung. Und die Leiche treibt stilecht eines regnerischen Morgens im Fischbrunnen.

Das München-Bild, das die badisch-stämmige Autorin und Agentur-Inhaberin Vöhringer in ihrem Romandebüt zeichnet, erinnert an das aus Franz Xaver Bogners BR-Polizeiserie "München 7". Nach einem etwas zähen Anfangsgeplänkel zwischen einer überbordenden Fülle an Haupt- und Nebenfiguren, lässt man sich im Lauf der Geschichte gerne entführen in ein München, wo alle gerne Weißwürste, Zwetschgendatschi und Schmalznudeln essen.

Auch das titelgebende fiktive Schmuckstück, das im Zentrum des Kriminalfalls steht, ist ein urbayrisches: König Ludwig I. soll das Collier einst seiner Mätresse Lola Montez geschenkt haben. Auf rätselhaftem Wege ist es in den Besitz des Juweliers Carsten Thromschatz gelangt, der es nun für eine Ausstellung in der Münchner Residenz zur Verfügung stellt. Am Morgen nach der Vernissage wird ein junger Inder, der dort gesehen wurde, ermordet aufgefunden.

Regional-Fiktion um ein urbayrisches Schmuckstück: "Die Montez-Juwelen". Abbildung: Gmeiner

Am Rande der Ermittlungen geht es um Familienfehden, wieder aufflammende Jugendlieben und sexuelle Perversionen. Dem Kommissar Tom und seiner reinen Zuneigung zu seiner hübschen Jugendfreundin Christl stellt Vöhringer die brutalen sexuellen Rollenspiele zweier älterer Männer und die triebhafte Animalität eines Entführers und Vergewaltigers gegenüber. Auch hier sieht man den Figuren quasi an der Nasenspitze an, wer gut und wer böse ist. Ein bisschen mehr Humor bei der Gestaltung der Guten und ein bisschen mehr Ambivalenz bei der Anlage der Bösen hätte den Charakteren gut getan. Doch durch die gelungene Konstruktion der Geschichte und das sympathische Happy-End verzeiht man dem Buch diese Schwäche gerne.

Sabine Vöhringer: Die Montez-Juwelen, Gmeiner, 280 Seiten, 11,99 Euro

 

 

Veröffentlicht am: 12.06.2017

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