Archiv

Ausstellungen

Devotionalien Hitlers und anderer Nazi-Bonzen unterm HammerTeilweise etwas angebräunt

von Karl Stankiewitz am 19.04.2017

Mit goldenem Schriftzug dankte A. Hitler einem Unbekannten „für die künstlerische Mitwirkung an meinem Haus“. Die Weihnachtskarte, datiert vom Heiligen Abend 1943, ist laut Katalog „minimal angebräunt“ - was der Schätzer aber keineswegs anzüglich meint. Ab 10. Mai (2017) wird diese NS-Devotionalie bei einer Versteigerung in München für tausend Euro aufgerufen. Den zehnfachen Schätzwert hat eine etwas düstere Fotografie vom 1. April 1924: vor der Verkündung der (für sie günstigen) Urteile im Prozess um den Putsch vom 9. November 1923 stellten sich im Hof der Münchner Infanteriekaserne alle zehn Angeklagten dem NS-Hoffotografen Heinrich Hoffmann, die Ex-Offiziere Ludendorf und Kriebel mit Pickelhauben und Säbeln. Auf der Rückseite des Dokuments hinterließen die „Kämpfer für Freiheit und Ehre“ ihre Unterschriften.     » weiterlesen


Albert Renger-Patzschs eindringliche Fotografien in der Pinakothek der ModerneEin Würzburger zwischen Dortmund und Duisburg

von Christa Sigg am 14.03.2017

Der Mann muss dauernd durch die Gegend kutschiert sein, so viele Aufnahmen gibt es. Aber auf den Fotografien findet sich kaum ein Auto und schon gar nicht das, was man als Verkehr bezeichnen würde. Auch Menschen tauchen selten auf zwischen einsamen Straßenlaternen und schmalen Schloten, die wie Pfeile in den Himmel schießen. Albert Renger-Patzsch (1897-1966) hat das Ruhrgebiet minutiös durchstreift und porträtiert. Mit über 80 Exemplaren sind die Pottlandschaften zwischen Dortmund und Duisburg jetzt erstmals in einer umfassenden Ausstellung präsentiert – ausgerechnet in München in der Pinakothek der Moderne.     » weiterlesen


Karl Stankiewitz über die rote Schwabinger GeschichteAuf den Spuren von Lenin und anderen Russen

von Karl Stankiewitz am 14.03.2017

Die Weltrevolution wurde in Schwabinger Mietwohnungen und Kneipen vorbereitet. Erste Etappe war der Sturz des Zarenregimes vor genau 100 Jahren, im März 1917. Bezug dazu hat eine Steintafel, die seit einem Anschlag in einem Depot in Freimann verwahrt ist. Eine wilde Geschichte, die derzeit in der Seidl-Villa dokumentiert wird. Motto ist ein Wort des (aus Posen zugezogenen) Revolutionärs Ernst Toller: „Wir Bayern sind keine Russen“. Allerdings zeigt die von Münchner und Regensburger Studenten organisierte Doppel-Ausstellung nur einen kleinen Teil jener Vorgänge, die nicht zuletzt das Münchner Räteregime und die KPD befeuert haben. Zur weiteren historischen Aufhellung wird wohl eine große, mit einer Filmreihe verbundene Kurt-Eisner-Ausstellung im Stadtmuseum beitragen (ab Mai 2017).     » weiterlesen


"Spaniens Goldene Zeit" in der KunsthalleVelázquez, El Greco, Zurbaran – fulminant bizarre Frömmigkeit

von Christa Sigg am 26.02.2017

Der blutjunge Monarch muss einen hellsichtigen Moment gehabt haben. Oder war es die Eingebung von oben, die der Allerkatholischsten Majestät auf die Sprünge half? Dass Philipp IV. von Spanien den noch namenlosen Diego Velázquez spontan und ohne viel von ihm zu kennen, engagiert hat, war jedenfalls der Coup schlechthin: für den künftigen Hofmaler, für das längst marode Reich der Habsburger und erst recht für die Geschichte der Kunst.     » weiterlesen


Die "Keramikschule Landshut" in der Galerie Handwerk MünchenAngelnde Fische und fliehende Kannen

von Christa Sigg am 08.02.2017

Lockvögel? Sind von gestern. Die Landshuter haben in München einen veritablen Lockfisch aufgestellt. Der fletscht zwar die langen, greislichen Zähne, aber sein hübsches Glühbirnchen leuchtet schon aus der Ferne und zieht hoffentlich reihenweise Passanten an. Verdient hätte es nicht nur der skurrile Tiefseebewohner, sondern auch seine gebrannte Entourage. Denn die Keramikschule Landshut hat in der Galerie Handwerk, zwischen Karolinen- und Maximiliansplatz, einen beachtlichen Auftritt.     » weiterlesen


"Francis Kéré. Radically Simple" in der Pinakothek der Moderne"Hier ist man verwöhnt, hier hat man alles"

von Christa Sigg am 30.12.2016

Der Architekt Francis Kéré (51) aus Burkina Faso, der sein Studium an der TU Berlin mit dem Bau einer Grundschule in seinem Heimatdorf Gando abgeschlossen hat, steht wie kaum ein anderer für den Wandel in der Architektur. In der Hauptstadt Ougadougou baut er gerade das Parlament. In der Pinakothek der Moderne wird seine Arbeit der letzten 15 Jahre vorgestellt.     » weiterlesen


Thomas Bayrle im Kunstbau des LenbachhausesEin Prophet predigt seinen Sound

von Roberta De Righi am 28.12.2016

Wahnsinn, die Mechanik im Motor eines 911er-Porsches kann nicht nur ziemlich viele PS, sondern auch eine quasi spirituelle Faszination erzeugen: Wie reibungslos die Kolben in den Zylindern auf- und abgleiten. Der Frankfurter Künstler Thomas Bayrle (geboren 1937) ließ für seine kinetische Klang-Skulptur „Rosenkranz“ (2010) einen Sechszylinder aufschneiden und so wieder zusammenbauen, dass man nun mitten ins pulsierende Herz der Maschine blicken kann. Dazu hört man nicht nur Motorenlärm, sondern auch ein Gemurmel, dessen Text man erst nach einer Weile versteht: „Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes“. Und nochmal Wahnsinn, da feiern Technik und Religion gemeinsam Messe, und ausgerechnet das „Ave Maria“ begleitet eine Ausgeburt des männlichen Prinzip an sich.     » weiterlesen


Die weltberühmten Krippen im Bayerischen NationalmuseumWunderwelten der Frömmigkeit

von Christa Sigg am 24.12.2016

Ein bisschen schaut er aus wie Emil Jannings im „Blauen Engel“. Gediegener natürlich, das Haar nicht so wirr, Max Schmederer (1854-1917) war schließlich ein angesehener Bankier aus einer mindestens so angesehenen Münchner Familie – der Vater hatte zusammen mit dem Bruder die Paulaner-Brauerei geerbt. Das verschaffte dem kränkelnden Junior ein beträchtliches Polster, und so konnte er sich 1897 mit nur 43 Jahren von den Geschäften zurückziehen, um seiner großen Leidenschaft zu frönen: den Krippen.     » weiterlesen


Ausstellung der Münchner Krippenfreunde im Alten RathausBollywood-Maria und Brauchtum

von Christa Sigg am 23.12.2016

Wie praktisch! Geht’s auf Weihnachten zu, nimmt man einfach nur den Deckel ab. Nach Dreikönig kommt er wieder drauf, und die ovale Spanschachtel verschwindet im Keller oder sonst wo. Dazwischen aber hat man eine veritable Krippe mit allem Drum und Dran. Entstanden ist diese zweckmäßig kompakte Szenerie im oberösterreichischen Steyr, derzeit befindet sich die ansehnliche Loammandl-Krippe allerdings im Foyer des Alten Rathauses und gehört zu den Hinguckern einer Ausstellung.     » weiterlesen


Der neue Riemenschneider-Saal im Bayerischen NationalmuseumIn Knitterfaltengewittern

von Roberta De Righi am 23.12.2016

Manchmal verbirgt sich der göttliche Funke in Knitterfaltengewittern. Jedenfalls, wenn man die Skulpturen des großen Bildschnitzers Tilman Riemenschneider (um 1460-1531) ansieht: Etwa die sechs Engel, die um die ganzkörperbehaarte heilige Magdalena herumschwirren. Fast meint man, ein Sausen in der Luft zu hören, wie große Falter es erzeugen. Die Engel stecken in derart aufwändig flatternden Mänteln,  die wie von selbst flugfähig wirken, so dass sie die zarten Flügel wie unnütze Atavismen aussehen lassen.     » weiterlesen


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