Carlo Mollino: Das Haus der Kunst zeigt das Gesamtwerk eines genialen Sonderlings

von Roberta De Righi

Carlo Mollino, Untitled polaroid, 1960s

Er war ein genialer Sonderling, der Architekt, Fotograf, Designer, Rennfahrer und Kunstflieger Carlo Mollino (1905-73). Der Turiner Dandy und Junggeselle, der im Ingenieurbüro seines Vaters begann, entwarf Möbel, die wie lauernde Insekten aussehen und das Clubhaus eines Reitclubs, dessen organisch geschwungenes Glasgeländer heute noch als „futuristisch“ gelten würde.

Und auch der „Bisiluro“, ein asymmetrischer Bolide wurde von ihm mitentwickelt. Darüber hinaus richtete er in verschiedenen Wohnungen Räume voller barocker Effekte ein - von denen er manche als Kulisse für sonderbar melancholische Aktfotos nutzte. Im Haus der Kunst kann man jetzt Mollinos vielfältiges, aber außerhalb Savoyens weniger bekanntes Gesamtwerk bestaunen.

Carlo Mollino, Teatro Regio, 1965-73 (Foto: Cavalli)

Darin verbinden sich Art Nouveau, Surrealismus und Rationalismus. Etwa im eleganten Turiner Tanzsaal Lutrario oder im erotisch inspirierten Teatro Regio. Groß gedacht sind das Skihotel Casa del Sole in Cervinia und ein unrealisiertes Apartment-Hochhaus für San Remo. Für die Casa Garelli, eine Skihütte, die er wie einen Getreideschuppen mit Betonpilzen aufbockte, setzte er sich mit der alpinen Bautradition auseinander; ebenso beim Entwurf eines Stuhles, für den er einen klassischen Dreibeiner aus dem Aosta-Tal weiterentwickelte.

Carlo Mollino on his Bisiluro car, 1955 (Foto: Invernizzi)

Gerade bei seinem Mobiliar trieb er das Machbare an die Grenzen - und die Handwerksbetriebe, mit denen er zusammenarbeitete, lieferten beeindruckende Qualität. Darum sind die raren Mollino-Originale auf dem internationalen Designmarkt inzwischen auch kein Geheimtipp mehr, sondern bringen Millionen.

„Maniera moderna“ heißt die von dem Berliner Architekten Wilfried Kuehn und Armin Linke kuratierte, spannende, aber leider unübersichtliche Ausstellung.

Carlo Mollino, Casa Mollino, 1960-68 (Foto: A. Bartos)

Modern ist Mollinos Vorgehensweise insofern, als er Elemente verschiedener Epochen so eigenwillig wie sensibel zusammenfügt. Das Ergebnis ist hemmungsloser, aber intelligenter Eklektizismus und ein Design-Mix an der Grenze zum Camp, bei dem Landschaftsradierungen mittels Blow-up zur Tapete und eine Foto-Reproduktion von Michaelangelos Sklaven zur Tischplatte wird. Kein Wunder, dass die Casa Mollino bei zeitgenössischen Fotografen als Set beliebt ist.

Haus der Kunst, bis 8. Januar 2012

Veröffentlicht am: 02.10.2011

Über den Autor

Roberta De Righi

Roberta De Righi ist seit 2010 Mitarbeiterin des Kulturvollzug.

Weitere Artikel von Roberta De Righi:
Andere Artikel aus der Kategorie
Gabriela Wurm
17.10.2011 19:32 Uhr

Sehr geehrte Frau de Righi,

auf diesem Wege wende ich mich direkt an Sie, da Sie auf der Kulturvollzug-Site unter den Bildern mit Mail-Adresse (noch) nicht aufgeführt sind:

Bei Carlo Mollino ist es \\\"hemmungsloser, aber intelligenter Eklektizismus\\\", wie Sie schreiben.

Bei Rudolf Bott findet man als Kontrast dazu strenge Reduktion, die in ihrer Konsequenz von Wolfgang Jean Stock ab 26. Oktober in der Galerie der DG in der Ausstellung zum Kunstpreis der DG - Gebhard Fugel Preis 2011 - gezeigt wird.

Rudolf Bott ist ja eine bekannte Persönlichkeit: Ein künstlerisch tätiger Gestalter, der auch aktuell in der Jury des Danner-Preises 2011 mitgewirkt hat.

Er wird in der Galerie der DG eine faszinierende Installation von Objekten, Modellen und Fragmenten seiner sakralen Gestaltungen in unserem sechs Meter hohen Raum zeigen - in der vorletzten Ausstellung, die unsere historischen Räume vor dem Abriss für den Siemens-Neubau würdigt.

Außerdem ist eine spezielle Auswahl von minimalistischem Schmuck und kostbaren Gefäßen zu sehen.

Über Ihr Interesse würden wir uns sehr freuen und stehen gerne für Rückfragen zur Verfügung!

Beste Grüße, auch von Wolfgang Jean Stock,

Gabriela Wurm

Kommunikation

www.dgfck.de