Ein Koi im Blütenmeer
Passend zur Jahreszeit zeigt die Micheko Galerie in einer Themenausstellung Fotos zu SAKURA, der japanischen Kirschblüte.
Central Park in New York. Kirschbäume hinter Zäunen, die Natur eingetaucht in ein Meer rosafarbener Blüten. Auf dem Weg vor dem Zaun eine Picknickdecke, darauf Gläser und Geschirr. Fast wie daheim, könnte das Foto der Künstlerin Satomi Shirai ausdrücken. In jedem Fall zeigt es eine Hochzeit japanischer Kultur, egal, wo man gerade ist.
Sakura, die Zeit der Kirschblüte, stellt einen Höhepunkt im japanischen Kalender dar. Etwa Mitte März beginnt sie auf Kyushu, der südlichsten der vier Hauptinseln Japans, und zieht dann bis Anfang Mai weiter in nordöstlicher Richtung bis nach Hokkaido. Ein Blütenstrom, der Landstrich für Landstrich eintauchen lässt in ein Meer von weißen und rosa Blüten. Die Menschen gehen ins Freie, feiern, treffen sich in Parks mit Verwandten, Freunden und Arbeitskollegen zum Hanami, einem Picknick unter Kirschbäumen und inmitten der Blüten, bei dem ordentlich getafelt und getrunken wird.
Die Micheko Galerie zeigt in ihrer ersten Themenausstellung Aufnahmen von sechs Fotografen, allen voran Muga Miyahara, von Ryo Ohwada, Satomi Shirai, von der in Kürze besonderes zu erwarten ist, Toshio Enomoto, Yumiko Kinoshita, und erstmals auch von dem in München lebenden Fotokünstler Robert Voit.
Traditionell und beeindruckend ist die 12 Aufnahmen umfassende Reihe von Muga Miyahara, die bereits im November 2010 im Rahmen einer Einzelausstellung hier zu sehen war. Die Bilder, entstanden mit einer "Hermagis"-Kamera aus dem 19. Jahrhundert, stehen für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit. Interessant auch die Schwarz-weiß-Bilder von Toshio Enomoto, darunter der nach Blüten schnappende Koi.
Zart, fast ein wenig zu lieblich die Fotos der Künstlerin Yumiko Kinoshita. Und das Bild mit dem Titel Sakura des deutschen Künstlers Robert Voit, das eine junge Frau zeigt, die mit ihrem Foto-Handy hineinknipst in die rosafarbene Blütenpracht. Voit schlägt eine Brücke zwischen Tradition und Moderne.
Ein Tsunami ist diese Ausstellung sicher nicht. Aber sie bringt uns ein weiteres Mal etwas japanische Tradition und Lebensart näher. Und sie erwärmt, wenn es bei uns mal wieder kalt und grau ist.
Die Ausstellung Sakura ist bis zum 10. April in der Micheko Galerie, Theresienstr. 18 in München, Di.-Fr. 14-19 Uhr, Sa. 11-16 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.