Zeichnungen von Sepp Mauder bei Truk Tschechtarow

Als der FC Bayern noch linke Läufer hatte

von Achim Manthey

Platzsperre (Abb. Josef Mauder Nachl.)

Die Ausstellung "Bei den Rothosen" präsentiert Sportillustrationen und Karikaturen des Münchner Zeichners Josef "Sepp" Mauder. Sie erzählen viel von der Geschichte des FC Bayern.

So ein Fußballtorwart hat's schwer und lebt gefährlich. Für die Titelseite der Zeitschrift "Fußball" vom 7. September 1920 hat Josef Mauder (1884 bis 1969) das unter dem Titel "Im Tor" haarklein aufgezeichnet. Auf einem anderen Blatt hat er die Verletzungsgefahren bei Ausübung dieses Sports an sich durch Fouls, scharf geschossene Bälle oder holprigen Platz noch einmal dargestellt.

Zeichnung Mauders aus einem Kinderbuch (Abb. Josef Mauder Nachl.)

Josef Mauder, in Sendling aufgewachsen, kannte sich aus. Der Fußball war seine große Leidenschaft, gleichrangig neben dem Zeichnen, das er nach einer Ausbildung zum Glasmaler und dem Besuch der Münchner Kunstgewerbeschule zu seinem Beruf machte. Angefangen hatte er als Illustrator von Kinderbüchern wie "Hoppla" mit einem Elefanten auf dem Cover, der Vorläufer von Benjamin Blümchen sein könnte. Ebenso arbeitete der schon früh als Karikaturist für die Satire-Zeitschriften "Fliegende Blätter" und die "Meggendorfer Blätter", deren Schriftleiter er einige Jahre lang war.

Die Rothosen, 1906 (Abb. Josef Mauder Nachl.)

Aber vor allem gab es da diesen kleinen Fußballverein in Schwabing, der noch nicht einmal 100 Mitglieder zählte und trotzdem von den anderen Münchner Kickern teils beneidet, teils verachtet und als "scheißfein" bezeichnet wurde. Die spielten auf ihrem eigenen Platz erst an der Clemens-, dann an der Leopoldstraße. Der Arjen Robben von 1903 war Willem Hassebrink. Der niederländische Ausnahmespieler, den Mauder in diesem Jahr zum ersten Mal spielen sah, hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der damals 19-jährige sein Herz an den FC Bayern verlor, ihm "nach strenger Musterung durch den Vorstand", wie er später berichtete, beitrat und bis zu seinem Tod treu und eng verbunden blieb.

Er hat auch gespielt für seinen Lieblingsclub. Am 26. Juli 1904 trat er als linker Läufer - so sagte man damals, als die Leute noch da spielen durften, wo sie es am besten konnten - bei einem Fußball-Wettspiel in Innsbruck an, bei dem die Bayern in Weiß-Blau aufliefen. Die Mannschaftsaufstellung ist in der Ausstellung zu sehen. Und zeitweise war er Kapitän der zweiten Mannschaft, wie das Foto "Die coolen Jungs von Schwabing" aus dieser Zeit belegt. Vor allem aber begann er, für und über den Verein zu zeichnen. Als dieser sich 1906 als Fußball-Abteilung dem Münchner Sportclub anschloss, entstand Sepp Mauders berühmt gewordene kleine Grafik "Die Rothosen". Für die Vereinsnachrichten lieferte er regelmäßig Zeichnungen, Gedichte und Texte. Und auf einer Karikatur von 1933 stellte er - auch heute gültig - fest, dass ein einzelner guter Stürmer, Oskar Rohr, noch keinen erfolgreichen FC Bayern-Sturm ausmacht.

Auf dem Titel des "Fußball" Weihnachten 1920 kickten die Engerl über der Münchner Frauenkirche (Abb. Josef Mauder Nachl.)

Ab September 1920 arbeitete er regelmäßig für die von Eugen Seybols herausgegebene Zeitschrift "Fußball", die zu Weihnachten des Jahres mit den kickenden Engeln über der Münchner Frauenkirche - als hiesiges Gwachs hat er sie immer wieder in seinen Zeichnungen untergebracht - erschien. Einen Lieblingsgegner hatte er auch bald ausgemacht: den Deutschen Fußball Bund (DFB), der sich vehement gegen das Profitum im Fußball sperrte und Spiele im Ausland mit vorgeschobenen Sicherheitsbedenken zu unterbinden suchte. "Wie die Tore auch fallen/Einer wacht über uns allen", ist eine Karikatur untertitelt, die den Verband als Blitz und Donner darstellt. Auf einer anderen Zeichnung macht Mauder Vorschläge zur Beseitigung der angeblichen Gefahren für Zuschauer im Ausland, indem einem jeden von ihnen ein Schutzmann zur Seite gestellt wird.

Gegen die Miesmacher hatte man was. (Abb. Josef Mauder Nachl.)

Diese Gegnerschaft führte jedoch auch zu kurzzeitiger Verblendung, als 1933 die Nazis die Herrschaft auch über das Sportgeschehen übernahmen. Im April 1933 erschienen im "Fußball" die Karikaturen "Frühlingssturm" und "Großreinemachen", in denen der Fußballverband ("Hoffentlich übersieht man die verstaubte D.F.B. Bude nicht!") durch Sturm und Besen hinweggefegt wurde. Es sollte die einzig politisch angehauchten Zeichnungen Mauders bleiben, was die Vermutung zulässt, dass er das wahre Spiel der "Braunhosen" doch rechtzeitig erkannt und richtig eingeordnet hat.

1946 erschien in Nürnberg mit "Sport" die erste überregionale Sportzeitschrift und 1948 wurde dort das "Sport Magazin" gegründet. Für beide Blätter arbeitete der Künstler fast zehn Jahre lang. Und in den ab 1949 wieder erscheinenden Clubnachrichten des FC Bayern fand er über Jahrzehnte ein weiteres Betätigungsfeld. Für das Sporthaus seines Schwiegersohns Gustl Schuster in München - bei der Ausstellungseröffnung waren drei Generationen dieser Familie vertreten - schuf er Anzeigen und Schaufensterdekorationen. Auch die Süddeutsche Zeitung druckte lange seine Zeichnungen. "Sein untrüglicher Strich ist bis heute so klar geblieben wie seine Seele", schrieb Mitte der 1960er Jahre der damalige Sportchef der SZ und spätere Vizepräsident des FCB, Hans Schiefele.

Glückwunsch an "seine Bayern", die 1967 in Nürnberg den Europacup gewonnen hatten. (Abb. Josef Mauder Nachl.)

Die heitere kleine Ausstellung mit den Arbeiten des Zeichenkünstlers aus mehr als 40 Jahren wird ergänzt durch einige Fotos zur Geschichte des Münchner Traditionsclubs, der einige Exponate aus seinem Archiv beigesteuert hat. Es gibt viel zu Schmunzeln und einiges zu Lachen. Und einer lacht von oben mit und freut sich auf seiner Wolke: Sammy Drechsel, der fußballbegeisterte, legendäre Gründer der benachbarten Lach- & Schieß-Gesellschaft sowie des berüchtigten FC Schmiere. Die Ausstellungsmacher haben ein wenig wohl auch an ihn gedacht.

Bis zum 15. September 2013 in der Galerie Truk Tschechtarow, Haimhauserstraße 16a in München, Mi - Fr 17-22 Uhr, Sa/So 14-19 Uhr, Eintritt frei.

 

 

Veröffentlicht am: 10.09.2013

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