Timothy Greenfield-Sanders mit Supermodels bei Klüser
Blondinen bevorzugt - wenn Models nicht plaudern, sondern erzählen
Die Ausstellung "About Face: Supermodels Then and Now" zeigt einen Film und Fotografien, die der amerikanische Künstler Timothy Greenfield-Sanders von ehemaligen und teilweise noch tätigen Topmodels gemacht hat. Ein Blick hinter die Fassaden.
In den Augen liegt eine Mischung aus Skepsis und List. So ganz scheint Eileen Ford dem, was der amerikanische Filmemacher und Fotograf Timothy Greenfield-Sanders da vor hat, nicht zu trauen. Für seinen Dokumentarfilm "About Face: Supermodels Then und Now" interviewte er zwischen 2009 und 2011 insgesamt 17 Laufsteg-Stars im Alter zwischen 80 und 40. Bei den Gesprächen entstanden zahlreiche Portrait-Fotografien. Eileen Ford, Jahrgang 1922, war die älteste von ihnen. Sie hatte als Studentin für Harry Conover gemodelt und 1946 mit ihrem Mann Jerry mit "Ford Models" eine der ersten international tätigen Agenturen gegründet.
Timothy Greenfield-Sanders, 1952 in Miami Beach geboren, studierte Kunstgeschichte an der Columbia Universität und Film am American Film Institute in Florida. Seinen Durchbruch erlebte er 1997 mit dem Dokumentarfilm "Lou Reed: Rock and Roll Heart", für den er 1999 den Grammy erhielt. Er gilt darüber hinaus als einer der einflußreichsten amerikanischen Fotografen der Gegenwart. Seine Bilderserien "XXX Pornstars", "Movie Stars", "The Black List" oder "Artist" wurden weltweit gezeigt. Seine Arbeiten sind in zahlreichen prominenten Sammlungen vertreten, darunter das Museum of Modern Art in New York, wo der Künstler auch lebt und arbeitet.
Die Ausstellung präsentiert eine geballte Ladung altersloser Schönheit, Charme, Anmut, Stil und Selbstbewusstsein: Christine Brinxley, Cheryl Tiep, China Machado, Jerry Hall, Isabella Rosselini, Carmen Dell'Orefice sind darunter. Gerade die Fotografien zeigen einen Wandel, der über die Jahrzehnte im Modelling eingetreten ist. Während die älteren noch posieren - und es tatsächlich noch können -, zeigen sich jüngere wie Carol Alt wesentlich lockerer. Selbstbewusst, weltgewandt, elegant sind sie alle.
About Face: Supermodels, Beverly Johnson 2009 (c) Timothy Greenfield-Sanders, courtesy Galerie Klüser
Die Models plaudern nicht, sie erzählen. Es geht um die Härten in einem Beruf, in dem ständig Perfektion und Makellosigkeit, aber auch Gefügigkeit verlangt werden. Von Termindruck, Drogen, Sex und Botox ist die Rede. Und sie berichten wie Pat Cleveland von dem Rassismus, dem Models ausgesetzt waren und womöglich heute noch sind, die ethnischen Minderheiten angehörten. Immerhin dauerte es bis zum August 1974, als Berverly Johnson es als erstes afroamerikanisches Model auf einen Vogue-Titel geschafft hatte. Und es geht um die Auseinandersetzung mit dem Älterwerden. Schönheit verleiht Macht und Einfluss. Beides geht mit dem Verschwinden aus dem Rampenlicht sukzessive verloren - es sei denn, man hat vorgesorgt.
Die bemerkenswerte Ausstellung zeigt neben dem 90-minütigen Film, für den man sich die Zeit nehmen sollte und dem man hier ein größeres Publikum wünschen würde, eine Reihe großformatiger Einzelportraits. Und sie animiert, vielleicht einmal neben sich zu schauen, um die Schönheit derer zu sehen, die man an der Seite hat.
Bis zum 20. Juli 2013 in der Galerie Klüser, Georgenstraße 15 in München, Di-Fr 11-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr, Eintritt frei.