Bildhauerin Isolden in der Orangerie
Modellierung des Blicks auf den Menschen
Die Münchner Bildhauerin Isolden präsentiert in der Orangerie im Englischen Garten unter dem Titel "Alles hat seine Zeit" eine umfassende Werkschau mit Skulpturen, Collagen und Objektkunst. Die Arbeiten drehen sich um Religionen, Mythen und menschliche Seelenlandschaften.
Wer Pfunde hat, der mag damit auch wuchern. Und so erwartet den Besucher des charmanten Ausstellungsraums im Englischen Garten ein geballter Überblick über das bisherige Schaffen der Münchner Bildhauerin, die sich Isolden nennt.
Im Mittelpunkt steht eine aktuelle Auftragsarbeit, die der Schau den Titel gab. Sie nimmt den biblischen Ausspruch Salomons "Alles hat seine Zeit" auf und setzt ihn in 38 Collagen und eine Steinskulptur um. Leben, Lieben, Heilen, Pflanzen und das Ausreißen des Gepflanzten, schließlich auch das Sterben: Alles hat seine Zeit und führt zurück auf die menschlichen Lebenszyklen mit ihren religiösen, mythischen und psychologisch-philosophischen Einflüssen auf das individuelle Dasein, das Menschsein.
Isolden wurde in Leipzig geboren, wuchs in Westfalen auf und studierte an der Universität der Künst in Berlin. Sie lebt und arbeitet in München. Sandstein und Alabaster sind ihre bevorzugten Werkstoffe. Aus ihnen schafft die Künstlerin ebenso heitere wie kraftvolle, aber auch filigrane Skulpturen. Immer wieder sind es religiöse, auch mythische Themen und Weisheiten, die sie in ihren Arbeiten aufnimmt und versinnbildlicht. Ausgehend von der Schöpfungsgeschichte nimmt sie sich des "Falls Adam und Eva", dieses ersten Paars des christlichen Glaubensraums, an. Sie führt mit einem Bilderzyklus, dem stets kline Köpfe aus Alabaster zugefügt sind, zu den Fragen des Lebens und gelangt schließlich zur Transzendenz der Lichtfäden, einer aus zahlreichen kleinen Wandskulpturen mit Alabastergesichtern, Haaren aus Blattgold, die wie Heiligenscheine wirken und farbigen Körpern aus Fiberglas bestehenden Installation von 2005.
Roter Faden bleibt indes das von Isolden immer wieder und immer weiter verfolgte Paar-Thema, zu dem sie das Trennende ebenso wie die Gemeinsamkeiten, das Verbindende, mithin das Menschliche aufzuarbeiten versucht. Vermittlerin von "Manifesten der Lebensfreude" möchte sie sein und gerät damit durchaus auch an die Grenzen einer verfehlten Esotherik.
Die Schau verzichtes auf Spektakuläres. Das läge der Künstlerin wohl auch nicht. Die gezeigten Arbeiten können gefallen, weil sie gefällig sind, nicht aufregen, nicht provozieren. Viel spielt sich im Kopf des Betrachters ab, vieles bleibt unerklärt. Und: Mit etwa 90 Ausstellungsstücken mutet die Künstlerin dem Betrachter zu viel zu, begibt sich zu offensichtlichin in eine - durchaus legitime - Verkaufsschau, was den Gesamteindruck schnell überdeckt. Weniger und Ausgewählter wäre hier mehr.
Bis zum 30. Juni 2013 in der Orangerie im Englischen Garten, Di-Fr 16-19 Uhr, Sa/So 11-19 Uhr, Eintritt frei.