Münchner Filmmuseum feiert seinen 50. Geburtstag
Stadteigenes Kino mit Museum - das hat sonst niemand
Das erste Filmmuseum der Bundesrepublik wurde am 30. November 1963 vom Chef der Filmabteilung bei der Unesco, Professor Enrico Filchignoni, in München eröffnet. Es wurde im Anbau des Historischen Museum am Jakobsplatz im Verbund mit einem - schon Monate zuvor eingeweihten - Photomuseum eingerichtet. Heute, also genau 50 Jahre später, ist das Münchner Filmmuseum immer noch das einzige in Deutschland, das von einer Stadt getragen wird. Auch gibt es kaum ein anderes Filmhaus, das kontinuierlich ein vergleichbar anspruchsvolles Programm bietet. Mit einer Auswahl von - teilweise restaurierten - Filmen aus der Produktion von 70 Jahren soll das Jubiläum vom 29. November bis zum 5. Dezember 2013 gefeiert werden.
„Die Pflege von Photographie, Filmkunst und Fernsehen gehört heute vordringlich zur kommunalen Kulturpolitik,“ sagte Herbert Hohenemser, der damalige Kulturreferent. Für die Leitung des neuen Museums holte er den 59jährigen Filmpionier Rudolf Joseph, Vizepräsident der Weltunion der Filmmuseen, aus Hollywood zurück. Der Film solle hier keinesfalls „museal begraben“, sondern so lebendig wie möglich zur Schau werden, versicherte Joseph, der zuletzt im Auftrag der US-Regierung Gesundheitsaufklärungsfilme für Indianer gedreht hatte.
Deshalb war die eigentliche Sammlung von vornherein ziemlich klein gehalten. Da gab es historische Darstellungen über die Uranfänge des Films (eine 4000 Jahre alte ägyptische Phasenzeichnung eines Ringkampfes wurde optisch in Bewegung gesetzt, eine „Wunderscheibe“ aus dem Jahr 1825 zeigte beim schnellen Rotieren einen Affen hinter Gittern) sowie alte Kinematographen und Walt Disney´s weltweit gelaufene Wanderschau, die der Meister des Zeichentrickfilms dem Münchner Museum vermachte. Sonderausstellungen sollten sich um markante Filmkünstler ordnen.
Den größten Wert aber legten Joseph und mehr noch sein Nachfolger Enno Patalas auf die Vorführung besonderer, unvergesslicher oder vergessener, verbotener oder verschollener, zerstörter oder wiederhergestellter Werke der Filmgeschichte. Der ersten „Studiofilmsaal“, dessen Projektor auch auf Stummfilmtempo eingestellt war, wurde mit „Der Prozess“ eröffnet, dem späten politischen Film von G. W. Papst; der 78jährige Begründer des Realismus im deutschen Film kam selbst nach München. Er brachte auch seinen Erstling „Der Schatz“ (1923) und Szenefotos mit, die durch eigens für das Museum konstruierte Liesegang-Geräte mit Licht erfüllt werden konnten. Weiter standen auf Josephs Warteliste: Laurence Olivier, Vittorio de Sica, Frederico Fellini und der damals letzte Oscar-Preisträger David Lean.
Mit Max Ophüls' „Lola Montez“ wurde am 9. September 1977 im Untergeschoss des Stadtmuseums, wie es nunmehr hieß, ein eigenes Kino mit 165 Polstersitzen und modernster Vorführtechnik eröffnet. Seither ist dies ein Ort, „wo man Filmgeschichte so erfahren kann, wie es sein sollte“, so der heutige Museumsleiter Stefan Drößler im aktuellen Programmheft – das wieder wichtige Kapitel Filmgeschichte dokumentiert.
Wie Bayerns Märchenkönig oder die Madame Montez ein Dauerthema der deutschen Filmproduktion waren, so auch das Oktoberfest. Mit einer Revue von meist restaurierten Filmen - die ersten Stummfilme und Wochenschauberichte von der Wiesn wurden schon 1910 gedreht - startet das Museum am 29. November 2013 sein Geburtstagsprogramm. Es endet am 3. Dezember mit einem „Zuschauerkino“: Amateure und Profis stellen ihre maximal 13 Minuten langen Erzeugnisse vor, darunter hübsche Entdeckungen in der hauseigenen Schatztruhe wie etwa ein Isar-Western aus Köln.
Das aktuelle Programm des Filmmuseums finden Sie hier - Vorstellungen zum Jubiluäum sind auf der Liste ab dem 29. November 2013.