Der Maler Jürgen Partenheimer in der Pinakothek der Moderne

Augenfreuden, frisch zurück vom Sponsoring-Partner

von Roberta De Righi

"Carme", 2011. Öl auf Leinwand, 50x45 cm. Foto: Wolfgang Grümer

Er malt Kreise, Blasen und zarte Gitterstrukturen, die bevorzugten Farben sind Mintgrün, Lachsrosa, Orange und Hellgelb. Ein bisschen wirken Jürgen Partenheimers Formen wie stark vergrößerte Mikrostrukturen. Als gäben diese Bilder den Blick frei in verborgen blühende Innenwelten. Jetzt ist seine ätherische Abstraktion in der Pinakothek der Moderne zu sehen. Dort zeigt der 1947 in München geborene Künstler Gemälde, Arbeiten auf Papier, Skulpturen und Buchprojekte unter dem Titel „Das Archiv“. Gemeint ist eine Art „physisches und psychisches Lager“, so persönlich wie universell. Eigentlich war die Ausstellung bereits im Sommer 2013 geplant, aber die Renovierung der Rotunde kam dazwischen und Partenheimer zog für ein Intermezzo ins Audi-Forum nach Ingolstadt, zum Sponsoring-Partner der Pinakotheken.

Die Schau ist der Auftakt zu insgesamt vier Werk-Präsentationen. Da Jürgen Partenheimer jüngst mit einem hochdotierten kanadischen Kunst-Preis ausgezeichnet wurde, endet der Zyklus mit einem dreimonatigen Gastaufenthalt samt Ausstellung in Vancouver. Er ist eben ein Kunst-Weltreisender. Stets wird er als derjenige genannt, der es 2000 als erster westlicher Künstler geschafft hat, eine Retrospektive in Peking zu zeigen, und eine Außenskulptur am Rande der „Verbotener Stadt“ aufzustellen. Die himmlisch-blaue „Weltachse“, die er dort vorübergehend aufbaute, steht seit ihrer Rückkehr nach Europa im Innenhof der Munich Re. Nun ist sie - leicht aus der Mitte verschoben - in der Rotunde der Pinakothek zu sehen. Und da nimmt sich die rund sieben Meter hohe Stele, die kaum an die Balustrade des ersten Geschosses reicht, eher schmächtig aus.

"Singbarer Rest#43", 2010. Tusche, Aquarell und Bleistift auf Papier, 37x36cm. Foto: Wolfgang Grümer

Partenheimer ist ein Meister der spirituellen Andeutung. Sein lyrischer Minimalismus trifft den Nerv eines Publikums, das in der Kunst einen Weg zur Erleuchtung sucht, mit kalligrafischen Farb- und Formspielen wie „Metaphysischer Realismus“, „Im Ungewissen“ oder „Prana“, dem hinduistischen „Lebenshauch“.

Immer wieder findet man den rätselhaften Titel „Carme“, am Ende mal mit mal ohne „n“. Er benennt das vom Künstler für eine Schau im ehemaligen Karmeliterkloster von Valencia entwickelte, leichte Hochformat von 50 mal 45 Zentimeter. Seitdem arbeitet Partenheimer sich daran ab, ohne dass sich die Möglichkeiten dieses Formats für ihn erschöpft haben. Oder „Renga“: Damit bezieht er sich auf die Form des mittelalterlich-japanischen Kettengedichts, die ihn fasziniert, weil es eine „Struktur der Offenheit“ bietet.

Jürgen Partenheimer verbildlicht philosophische und literarische Inhalte als farbliche und zeichnerische Augenfreuden. Man kann sich mit dem geistigen Gehalt auseinandersetzen, kommt ihm mit Worten aber nicht unbedingt näher. Das erklärt auch seinen internationalen Erfolg: Seine Kunst ist schön, metaphysisch und tut niemandem weh.

Pinakothek der Moderne, bis 21. April 2014, Di – So 10 bis 18, Do bis 20 Uhr; Künstlergespräch am 18. März, 19 Uhr in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste

 

Veröffentlicht am: 17.02.2014

Über den Autor

Roberta De Righi

Roberta De Righi ist seit 2010 Mitarbeiterin des Kulturvollzug.

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