Zur Gründung der "Initiative Kulturzukunft"
Wahnsinn - Politik soll an morgen und übermorgen denken!
In der Politik wird nicht weit genug gedacht, schon gar nicht, wenn es um die Kultur geht. Deshalb wurde nun die „Initiative Kulturzukunft“ gegründet.
Manche Museen in München schaut man besser nicht so genau an. Und damit sind keineswegs die Kunstwerke gemeint. Der Zahn der Zeit nagt an allem, auch an Konzertsälen und Theatern. Da mag die Staatsoper noch so glänzen, wenn eine Premiere ansteht. Und genauso das Residenztheater in direkter Nachbarschaft. Dass beide Gebäude dringend saniert werden müssen, ist längst kein Geheimnis mehr. Vom Haus der Kunst ganz zu schweigen, und auch das Stadtmuseum zählt zu den Fällen, an denen man nur mehr verzweifeln möchte.
Die Sachlage ist klar, der Sanierungsstau liegt bei mehreren Milliarden Euro. Doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass in der großen Politik eher kleinteilig gedacht wird, frei nach der Devise: „Erst mal ein Pflaster draufpappen“, das deckt die ärgsten Kratzer zu, dann geht’s noch ein Jahr, und noch ein Jahr, und...
Genauso sind Neubauprojekte wie das mittlerweile ungeliebte Konzerthaus im Werksviertel in der Schwebe. Für Markus Michalke von der Stiftung der Pinakothek der Moderne sind das alles nur Symptome. Die Politik vermeidet klare Entscheidungen, Zukunftsfragen werden noch nicht einmal aufgeworfen. Und bis zur nächsten Wahl ist es nie lange hin. Zusammen mit der Kulturmanagerin Anna Kleeblatt ist Michalke nun dabei, die Freundeskreise der Münchner Kulturinstitutionen in ein gemeinsames Boot zu holen. Deshalb wurde die „Initiative Kulturzukunft“ gegründet.
Und seit kurzem hängen die entsprechenden Plakate überall dort, wo in der Stadt die Kultur spielt. Etwa über dem Haupteingang der Bayerischen Staatsoper. Oder an einem Graffiti-Zaun im Werksviertel. Das Ziel? „Wir wollen nicht nur auf die Missstände aufmerksam machen, sondern Lösungen einfordern“, sagt Anna Kleeblatt. Und damit meint sie langfristige Konzepte über die nächsten zwei, drei Legislaturperioden hinaus und noch viel weiter. „Dass die Neue Pinakothek endlich renoviert wird, ist schön“, betont Markus Michalke, aber es würde kein Plan existieren, wie dieses Museum danach bespielt wird. Das bedeutet auch, dass am Ende alles nur noch teurer wird. Sei es durch ewig hinausgezögerte Sanierungen, sei es durch fehlende Konzepte für eine künftige Nutzung. Denn auch späte Umplanungen sind selten günstig zu haben.
Bereits 16 Kultur-Freundeskreise haben sich der Initiative angeschlossen. Sie reichen vom Pinakotheks-Verein über die Freunde der Residenz oder des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks bis hin zum Förderkreis Biotopia und der Stiftung Neues Konzerthaus München. Geplant ist, die Initiative auf ganz Bayern auszuweiten – auch im Sinne eines Miteinanders: von Staat und Stadt, Bürgerinnen und Bürgern, die aufgerufen sind, sich einzubringen, und genauso von den einzelnen Institutionen. Bis zum Herbst 2023 soll es Diskussionen und Arbeitskreise geben. Wobei die Wahl nicht der einzige Grund für dieses Engagement ist, auch in Krisenzeiten müsse man in die Zukunft denken, erklärt Anna Kleeblatt.