Die Pinakothek der Moderne erwirbt Paul Klees "Pastor Kohl"
Coup mit Karikaktur
Paul Klee "Pastor Kohl" (1932), Öl auf Nesseltuch auf Sperrholz, 50 x 65cm. Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne.
Selten wurde im katholischen München ein solches Bohei um einen protestantischen Pastor gemacht. Dabei weiß man noch nicht einmal, was er in die Welt hinausgepredigt hat. Aber das ist Nebensache, Paul Klee (1879-1940) griff hier 1931/32 zum Pinsel – und nun hängt dieses Bild auch noch in der Pinakothek der Moderne.
Der Ankauf ist tatsächlich ein kleines Wunder, denn aus dieser wichtigen Phase zwischen Bauhaus und Düsseldorfer Akademie, in der Klee kräftig am „Pointillieren“ war, gibt es gerade mal 30 Gemälde. Und die sind unter Dach und Fach, auf dem Markt sucht man solches vergeblich. Umso schöner, dass die Erben um Enkel Alexander Klee die Schweizer Schatzkammer geöffnet haben. Mit dem beruhigenden Nebeneffekt einer „lupenreinen“ Provenienz, wie Staatsgemäldechef Bernhard Maaz betont.
Dass der neue Direktor gleich im ersten Jahr einen solchen Coup verbuchen darf, bringt ihn fast zum Abheben, „Pastor Kohl“ ist der bedeutendste Ankauf der letzten 25 Jahre und fügt sich dazu fabelhaft ein in Saal 12 zwischen Klees „Vollmond“ oder den „Vogelgarten“ und die Werke der Bauhaus-Kollegen Oskar Schlemmer und Lyonel Feininger. Über den Preis schweigt man sich wie immer aus. Gleichwohl war der Erwerb nur im potenten Team zu stemmen. Neben den Pinakotheksfreunden PIN gaben sich die Kulturstiftung der Länder und die Siemens-Kunststiftung großzügig und entschlossen, zumal man bei einem solchen Angebot nicht lange zögern darf.
Der grotesk gezerrte Geistliche indes blieb auch im Freudentaumel stumm und starr, obwohl die rosa-gelb-beige-grünen Farbpunkte wie Mosaiksteinchen oszillieren. Herr Pastor hat wahrscheinlich noch an seiner Karikatur zu kauen. Doch über Klees Ironie dürfen jetzt die Besucher grübeln.
Bis auf Weiteres in der Pinakothek der Moderne, Saal 12, Di bis So von 10 bis 18, Do bis 20 Uhr.