Rückblick auf die "Artmuc"

Münchens zeitgenössische Kunstmesse zeigte neue Perspektiven auf

von Olga Levina

Frauenbild von Florian Hagen. Foto: Olga Levina

Bei der Herbstausgabe der "Artmuc" präsentierten mehr als 80 nationale und internationale Künstler und 15 Galerien ihre Werke: Sie zeigten einen guten Überblick über die europäische Street- und Urban Art, digitale Kunst und Fotografie, klassische Malerei und 3D-Kunst.

Über die Geschichte der Artmuc und die Mai-Ausgabe 2018 wurde bereits in der "Kunstfrühling und junge, rebellische Kunst" berichtet. Die November-Ausgabe der Messe präsentierte wieder eine gelungene Auswahl bereits bekannter wie einiger neuer Werke.

Skulptur von Kuno Vollet. Foto: Olga Levina

Dabei stachen hervor die Skulpturen von João Carvalho und Kuno Vollet, die realistischen dreidimensionalen Landschaften von Lena Nikčević und die Arbeiten aus Kunstharz von Mrs. Colorberry.

Das Besondere an Carvalhos hyperrealistischen Skulpturen war das für die Bildhauerei eher ungewöhnliche Material. Bevorzugt verwendete der gelernte Gerber und Bildhauer natürliches oder gefärbtes Kalbsleder, um Haut zu imitieren und die Schönheit eines weiblichen Körpers festzuhalten. Traditionellere Werke zeigte im Gegensatz dazu der Maler und Bildhauer Vollet. Dabei ergaben seine überwiegend abstrakten, meditativ anmutenden Bilder eine schöne Symbiose mit den ausgestellten Skulpturen.

Landschaft von Lena Nikčević. Foto: Olga Levina

Die Künstlerin Nikčević ist durch ihre ungewöhnlichen Radierungen aufgefallen. Durch die Arbeit mit Farben auf organischem Glas und den gezielten Einsatz von transparenten Flächen hatten ihre Werke eine besondere Leichtigkeit inne, die den Zauber einer verschneiten Winterlandschaft sehr gelungen zum Ausdruck brachten. Auch Mrs. Colorberrys Arbeiten setzten sich mit dem Naturmotiv auseinander. Dabei zog die Künstlerin ihre Inspiration vor allem aus der Geologie: Geoden, Achaten und Malachiten begegnet man vermehrt in ihrem Schaffen. Ihre "Harzdesigns" wirkten dabei nicht nur luxuriös, sondern auch ungewöhnlich in Bezug auf die Formen und Farben.

Frauenbild von João Alfaro. Foto: Olga Levina

Interessant waren außerdem die vielfältigen Frauenbilder von Florian Hagen, Daniel Wimmer, João Alfaro und Martina Hamrik. Durch die verschiedenen Herangehensweisen an ein ähnliches Thema wurden die Bilder im Vergleich noch spannender als bei der Einzelbetrachtung.

Eine Tänzerin von Martina Hamrik. Foto: Olga Levina

So erinnerten die Werke von Hagen beispielsweise an abstrakte und surreale Momentaufnahmen. Auch Wimmer versuchte die Unmittelbarkeit des Augenblicks festzuhalten. Zugleich fielen seine Frauenbilder aber auch durch ihre Leuchtkraft und Farbenvielfalt auf. Alfaros realistische Motive zeigten Frauen in alltäglichen Situationen, was ihnen einen besonderen Charme und Authentizität verlieh. Im Gegensatz dazu bildeten Hamriks Werke das weibliche Geschlecht von der athletischen Seite ab und brachten so die Faszination der Künstlerin für Menschen in Bewegung zum Ausdruck: Durch die von ihr entwickelte und als Design patentierte dreidimensionale "Schlaufentechnik" gelang es der Künstlerin, sowohl Dynamik als auch Eleganz des aktiven Menschen gut einzufangen.

Das Besondere an der Messe war der rege Dialog zwischen den Künstlern und den Besuchern. Voller Enthusiasmus vermittelten die Aussteller Wissen über die Grundideen ihrer Arbeiten und die von ihnen präferierten Methoden, die bei den jeweiligen Werken zur Anwendung kamen. Die Begeisterung der Besucher, die so tief in die Welt der Künstler eintauchen konnten, war klar zu sehen. Genau dadurch wurde nicht nur ein unmittelbares Kunsterlebnis ermöglicht, sondern auch die vom Veranstalter angestrebte Verzahnung zwischen Institutionen, Sammlern, Künstlern und einem interessierten Publikum geschaffen.

 

Veröffentlicht am: 17.11.2018

Über den Autor

Olga Levina

Redakteurin

Olga Levina ist seit 2012 beim Kulturvollzug.

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