Bitterkeit und Zerbrechlichkeit: Cathy Wilkes im Münchner Kunstverein
Zerstückelte Lauflernschuhe, ein zerschnipselter Spitzen-BH und Salatschüsseln voller Glasscherben neben einem leeren Kinderwagen – etwas beängstigend wirkt die Installation „Pregnant Again“ (2005) von Cathy Wilkes schon. Freude über eine Schwangerschaft, meint man, sieht anders aus. Ein Happy-Baby-Traum würde kaum in das Werk der Glasgower Künstlerin (geboren 1967) passen, die derzeit im Münchner Kunstverein ihre erste Einzelausstellung auf dem Kontinent präsentiert.
Denn in ihrer Kunst kann man stets die Zerbrechlichkeit des Menschen auf dem Weg zwischen Geburt und Tod spüren. Aber man sollte Wilkes’ suggestiv-selbstreflexiver Innerlichkeit nicht völlig auf den Leim gehen. Die 2008 für den Turner-Preis nominierte Künstlerin weiß den Blick des Zuschauers ins scheinbar Intime durch sorgsam inszenierte Details zu lenken – und ihn im nie lückenlosen Assoziationsraum auf Distanz zu halten. Ihre Rauminstallationen sind inhaltlich wie formal mit kühlem Kopf komponiert.
In der Wirkung sind die filigranen Arrangements aus Alltagsgegenständen und verfremdeten Schaufensterpuppen dennoch anrührend - was auch an den ausdrucksstarken Figuren liegt. So wie die Installation (o. T.), die sie eigens für den Kunstverein schuf: Drei Schwarze, zwei Frauen und ein Kind, in verschiedenen Stadien der Verzweiflung, Ihr Pflug verharrt auf dem harten Steinboden im Stillstand, den versiegten Brunnen umstellen unbrauchbare Wasserkocher. Es fehlt am Elementarsten. Zwei Plüsch-Häschen, das alte Symbol der Fruchtbarkeit, geben dem 3D-Tableau des Elends eine fast unerträgliche Bitterkeit.
Bis 26. Juni, Kunstverein (Galeriestr. 4), Di bis So 10 bis 18 Uhr