Wenn dem Pferd der Nacht der Morgentau aus dem Maul tropft

von Achim Manthey

Malone Dietrich, Ausschnitt aus "Wasserabdruck" (Foto: Veranstalter)

Die dänisch-deutsche Künstlergruppe Riimfaxe zeigt in der Whitebox in München aktuelle Arbeiten ganz unterschiedlicher Art.

Gefaltete Flächen: Die Künstlerin Malone Dietrich verbindet in ihrer großformatigen, aus zahlreichen Einzelbildern zusammengesetzten  Arbeit "Wasserabdrücke" die Fotografie mit graphischen Techniken. Fotos, die Strukturen zeigen, wie sie durch den Fluss des Wassers im Sand  geformt wurden, werden aufgenommen, variiert, verfremdet und dann dem Foto wieder gegenübergestellt. In ihrer Installation "Fliegende gefaltete Flächen" sind aus Fliegengaze gefaltete Gebilde zu sehen, die von der Decke herabhängen und wirken, als flögen dort kleine Vögel, die ihre Schatten an die Wand werfen. Die Arbeit erinnert an Origami, die aus Japan bekannten gefalteten Papierkraniche.

Im Sockelgeschoss der Whitebox gerät der Besucher ins Meer, ohne dass er nasse Füsse bekäme. Die Installation "water-collection" von Barbara Hische spielt mit der Anschauung, dem Erleben und der Kommunikation, mit der Wahrnehmung des Wassers als allumfassendes Element. Die Assoziation, im Meer zu sein, wird hervorgerufen durch große, mit Meeres- und Strandszenen bedruckten durchsichtige Flächen. Die ständige Bewegung des Meeres wird mit durch den Raum geführten transparenten Schläuchen symbolisiert, durch die das Wasser fließt, erkennbar erst durch kleine farbige Plastikteilchen, die durchs Wasser jagen.

Barbara Hische "water-collection" (Foto: Veranstalter)

Riimfaxe wurde 1969 gegründet, als sich einige Künstler auf der Insel Fünen zu einer Ausstellungsgemeinschaft zusammentaten. Der Name, den sie sich gaben, leitet sich ab von Rhimfakse, dem mythischen Pferd der Nacht, aus dessen Maul der Morgentau tropft. Mitte der 1970er Jahre ergaben sich Kontakte zu Künstlern aus Dortmund, mit denen zunächst grenzüberschreitend Ausstellungen veranstaltet wurden. Seit einigen Jahren finden verstärkt auch inhaltliche Auseinandersetzungen und Diskussionen der künstlerischen Positionen statt. Neun dänische und fünf deutsche Künstlerinnen  und Künstler, die nahezu alle darstellenden Kunstgattungen vertreten, gehören der Gruppe derzeit an.

Die großformatigen Fotoarbeiten von Ole Akoy sind von einer fast surreal wirkenden Schärfe. Die dargestellten Landschaften erscheinen greifbar nah, der Betrachter wird förmlich in sie hineingesogen. Fotos und Skizzen verwendet Matthias Oppermann für seine aus verschiedenen Landschaften zusammengesetzten Bilder, Momentaufnahmen, Augenblicke, in denen etwas zu passieren scheint. Oder doch nicht? Von Oppermann ist auch die witzige Installation "Time-for-what" zu sehen. 1000 Befragte haben auf die Frage "Wenn Ihr Hausarzt Ihnen keine Pillen verschreiben würde, sondern Zeit für etwas Besonderes, was sollte er Ihnen auf das Rezept schreiben?" Die Befragten füllten die Rezeptformulare selbst aus. Die Antworten, "3 x täglich schmunzeln", "lesen", oder auch solche, die hier nicht wiedergegeben werden können, sind in der Installation nachzulesen. Die Besucher können neue Antworten hinzufügen.

Landschaft (Foto: Ole Akoy)

Jens Chr. Jensen arbeitet mit Materialien, die andere weggeworfen haben. Geklebt, geschraubt, geformt entstehen Skulpturen, Assemblagen und Installationen. Die Ausstellung zeigt "Diamant", eine aus Aluminiumventilatoren zu einer Raute geformte Wandinstallation. Maiken Monnerup beschäftigt sich in ihren Arbeiten zunehmend mit dem Thema Krieg, seiner Grausamkeit und Sinnlosigkeit. Kugeln, in denen Soldatenfiguren unentwirrbar verknotet sind. Ironisch wiederum stellt Joergen Minor in seinen skurillen Skulpturen den Versuch dar, Metall und Stein zusammenzubringen und dem Stein seine Eigenständigkeit zu erhalten. Aber die Materialien passen nicht zusammen, bleiben sich fremd.

Die Whitebox zeigt eine erfrischend heitere, abwechslungsreiche Ausstellung, die das Anschauen lohnt. Nur das Pferd der Nacht wird man nicht treffen. Es schläft zu den Öffnungszeiten noch.

Die Ausstellung ist bis zum 8. Mai in der Whitebox, Grafinger Str. 6 in München, Do. bis Fr. 17 - 21 Uhr, Sa., So. und feiertags 15 - 20 Uhr zu sehen.

Parallel zu dieser Ausstellung werden weitere Werke der Künstler in der zeitgleichen Ausstellung "Erindring" im Kunstpavillon am Alten Botanischen Garten gezeigt.

Veröffentlicht am: 18.04.2011

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