Vergebliche Suche nach Kultur 2.0
[caption id="attachment_257" align="alignright" width="225" caption="ZEE mit iPhone Vuvuzela © Florian Haamann"][/caption]Der erste Kulturtwittwoch verpasst die Chance zu zeigen, wie Social Media und Kultur zusammen funktionieren können.
Zum ersten Geburtstag des Twittwochs wollte das Münchner Team einmal über den Tellerrand schauen – einen Kulturtwittwoch sollte es geben.
Mit dem Motto „Kunst zwischen Virtualität und Realität“ hatte man sich einiges vorgenommen – und ist gescheitert.
Eine echte Verbindung zwischen Kultur und Web 2.0 hat so gut wie nicht stattgefunden, dafür eine enge Verzahnung von Unterhaltung und PR.
Dabei hatte das Programm gar nicht so schlecht angefangen. Christian Ehl und Wolfgang Miedl stellten ihr Projekt Social Web Graffiti vor. Dahinter steckt der Idee, Kunst zu schaffen, die sich mit sozialer Vernetzung beschäftigt.Wie das aussehen kann, haben dann drei Sprayer vorgeführt. Die entstandenen Graffitis wurden am Ende der Veranstaltung für einProjekt der Johanniter versteigert.
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Nach diesem anspruchsvollen Auftakt, der gleichzeitig den kulturellen Höhepunkt markierte, wurde dass Programm schnell seichter. Damit das Publikum die Idee mit den Graffitis sacken lassen konnte, gab's erstmal ein Quiz.
Zwei Teams durften sich in folgenden Königsdisziplinen messen:
- Nach welchem Begriff wurde bei folgenden Bildern gegoogelt?
- Nach welchem Begriff wurde bei folgender Suchstatistik gegoogelt?
- Welcher der folgenden Vorschläge wird von Google nicht zur Vervollständigung der angefangen Suchanfrage angeboten?
-Von welchem Prominenten stammt folgender erster Tweet?
Gewonnen haben übrigens die Männer; zur großen Freude aller anwesenden Herren, für die gab's nämlich ein Freigetränk.
Nach einer knappen Stunde Spiel und Spaß ging's dann weiter mit: Spiel und Spaß.
Michael Jäger (Krimi 2.0) und Daniel Wagner (Praktikant Schorsch bei 95.5 Charivari) durften dem Publikum in einem Sketch erklären, wie Agenturen Social Media Kampagnen entwerfen. Passenderweise natürlich für den Hauptsponsor des Abends. Interaktives Element? Die Zuschauer konnten per Zuruf Vorschläge machen, wie sich die Schauspieler verhalten sollen. Ob das schon als Social Media zählt?
Nach der Pause (mit dem Freigetränk für die Herren) dann der Höhepunkt des Abends: ZEE, eine iPhone Performance-Gruppe. Fünf Menschen, die mit verschiedenen Apps Geräusche aus ihrem iPhone quälen. Per Twitter durften die Zuschauer vorschlagen wie's weitergeht. „Vielleicht machen wir das dann auch.“ Der Unterschied zum Sketch? Das Publikum ruft nicht dazwischen, sondern twittert. Das ist dann wohl irgendwie Social Media. Und Kultur? Kann man drüber streiten. Kreativität? Definitiv ja! Zwar nicht unbedingt von den Akteuren auf der Bühne, aber immerhin vom Publikum!
Dann war der erste Kulturtwittwoch auch schon wieder vorbei. Offen war nur noch die Frage:
Wie kann die Kultur jetzt eigentlich die Möglichkeiten von Social Media nutzen?
Dass es darauf keine Antwort gab, ist vor allem deshalb ärgerlich, weil die Frage von den Gästen hätte gut beantwortet werden können.
Zum Beispiel von Michael Jäger, der mit Krimi 2.0 ein Projekt ins Leben gerufen hat, dass Virtualität und Realität auf feinste Weise verknüpft. Aber darüber wurde kein Wort verloren.
Der ganze Abend wirke so, als ob sich die Veranstalter selbst noch nicht sicher waren, was eigentlich das Ziel des Abends sein soll. Für den nächsten Kulturtwittwoch ist also noch viel Luft nach oben.