Trio Grande: Das Trio Sonic Drei in der Seidlvilla

von kulturvollzug

Foto: Sonic Drei

Dass das Jazz-Trio die größte der Combo-Formen sein kann, bewies Sonic Drei in der Seidlvilla. Die Schwabinger Seidlvilla, zentral im ehemaligen Münchner Quartier de Jazz der 60er und 70er Jahre gelegen, ist mit ihrer Jazzreihe seit vielen Jahren ein junger, ein lebendiger Ort dieses legendären Viertels. Doch genug der Legenden, der Vergangenheit, keine Klage. Denn dazu boten die drei von Sonic Drei wahrlich keinen Anlass.

`In and Out´ heißt also das erste Stück und steht für Programm. Was für so manchen Free Jazz gilt, they go out and never come in again, gilt bei Florian Riedl (as), Peter Cudek (bs) und Martin Kolb (dr) sicher nicht. Bei Sonic Drei ist das Spiel mit dem Verlassen von Swing-Hörgewohnheiten und der Rückkehr in die Mitschnipp-Sicherheit ein dramaturgisch und ökonomisch höchst durchdachtes und den ganzen Abend über tragendes Konzept.

Ein tragendes, ein konsistentes Konzept, denn es werden nicht notorisch immer neue Einfälle präsentiert, wie man harmonisch und rhythmisch auseinander driften könnte. Sonic Drei, die akustischen Drei, bieten keine Virtuositäten-Show. `In and Out´ beginnt very sophisticated im Unisono von Altsaxophon und Bass. - Dynamisch perfekt und ausgewogen, Florian Riedl mit gedecktem Ton, in Elastizität an Art Pepper erinnernd. Man könnte meinen, Monk und Mancini begegneten sich.

Foto: Sonic Drei

Mit den Titeln der ganz frischen Eigenkompositionen ist man sich noch gar nicht so im Klaren, bisher seien das nur Arbeitstitel, erklärt Riedl. Er würde sich aber über Vorschläge freuen. Schreiber dieser Zeilen, dem ja standesgemäß das empirische Ich abgeht, würde vorschlagen: Pink Monk ?! Oder blue Panther? Begegnungen. Das Prinzip In and Out durchzieht den ganzen Abend. Die Sache zerlegt und wiedererschafft sich im Pulsare des Musikalischen. Kommunizierende Hörräume. Es gibt Momente, da klingt das Trio wie die Minimal Edition eines Mingus-Octets. Die drei Musiker verstehen es, in zweitaktigem Wechsel rhythmisch und harmonisch sich aufzuspleissen, gegenläufig hochästhetisch auseinanderzutreiben um wieder heimzufinden, den Blütenkelch zu schließen. Strukturiert, ökonomisch elegant, zart, zwingend und swingend. Faszinierend ist, dass dieses figurativ erzählerische Konzept durch die verschiedensten Stücke konsequent durchgeführt ist. Das Altsaxophon geht in Double Time in gerader Rhythmik in schnelle Alterationen über, der Bass fällt zurück in synkopierende Zähigkeit. Das Schlagzeug ist Moderator und vermittelt den Diskurs der Gegensätze. Das ist Trio Grande!

Michael Wüst

Die Reihe Jazz Plus wurde von Martin Kolb 1994(!) gegründet. Seitdem findet immer am zweiten Dienstag im Monat in der Seidlvilla ein Konzert statt. Die Reihe wird durch den Seidlvillaverein unterstützt. www.jazz-plus.de

Veröffentlicht am: 28.09.2010

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