München liegt nicht am Meer - eine fröhliche Ausstellung bringt es her
Strandkörbe, Badehäuser, Möwen, Meerjungfrauen. In der Ausstellung "Ein Tag am Strand" entführt die Galerie Handwerk an und ins Meer.
Irgendwie haben die Arbeiten von Barbara Ludin alle etwas mit Fang zu tun. Der Seeadler hat sich den Fisch gegriffen. Die Meeres-Sirene, die erkennbar keine Meerjungfrau mehr ist, schwingt das mit der Angel gefangene Männchen wie eine Trophäe über dem Kopf. Die aus Zeitungs- und Altpapier entstandenen, bis ins kleinste Detail liebevoll ausgearbeiteten Figuren der Künstlerin sind ironisch bis an die Grenze zur Boshaftigkeit. Vom Briten Frances Priest sind Boule-Kugeln aus Keramik zu sehen, die in kleinen Holzkoffern aufbewahrt werden. Unterschiedliche lineare Gliederungen, aber auch maritime Motive wie Algen, Krebse und Schnecken verzieren die Kugeln. Das Spiel am Strand wäre allerdings schnell vorüber und würde nur Scherben bringen.
Die Exponate sind Teil der aktuellen Sommerausstellung der Galerie Handwerk, einer kulturellen Einrichtung der Handwerkskammer für München und Oberbayern. Mit über 400 Ausstellungsstücken - Kunst, Kunsthandwerk und rein handwerkliche Arbeiten - nähert man sich dem Thema "Strand", will Feriengefühle und eine Atmosphäre von Strandleben wecken. Die Strände der Welt werden gezeigt. Sylter Strandleben ist ebenso vertreten wie Strandkörbe von der Ostsee, britische Badeszenen, mondänes Getue an der Côte d'Azur und in Italien oder die Darstellung australischer Surfer. Deren Sportgeräte werden ebenfalls gezeigt, allerdings in einer besonders beeindruckenden Qualität. Sebastian Andreas Heger stellt in seiner kleinen, nach dem hawaiianischen Wort für Holz benannten Manufaktur "lä'au" in aufwändiger Handarbeit Surf-Boards aus dem Holz der kanadischen Rotzeder her, die durch ihre Bauweise sehr leicht und trotzdem äußerst robust sind. Die Ausstellungsstücke weisen sehr schöne, ebenmäßige Maserungen auf.
Die belgische Künstlerin Francoise Joris arbeitet mit "papier porcelaine", einer sehr feinen Masse, der Textilfasern und Papier beigemischt werden. Ein weißes, kugelförmiges Objekt, aus dem tentakelartige Fäden wachsen, erinnert an ein steinzeitliches Lebewesen aus der Tiefsee, andere an Korallen, Schwämme oder Seeigel. Eher albern die bunten Flip-Flops und Badelatschen des australischen Keramikers Gerry Wedd. Tücher, Strohhüte, Sonnenschirme, Glasarbeiten und Schmuckstücke mit maritimen Anklägen oder Motiven sind zu sehen. Vieles erinnert allerdings auch an den Kitsch, der schon in der 1960er Jahren den Meerestouristen an Buden und Kiosken angedreht wurde.
Die Ausstellung ist vielfältig, bunt und fröhlich. Ein Besuch könnte beim nächsten großen Regen helfen gegen den Munich-Rain-Blues.
Bis zum 30. Juli in der Galerie Handwerk, Max-Joseph-Str. 4/Eingang Ecke Ottostr. in München, Di., Mi. Fr. 10-18 Uhr, Do. 10-20 Uhr, Sa. 10-13 Uhr. Eintritt frei.