Bunt, fad, einfallslos - Ein Spaziergang durch den von der Jahresausstellung eher verunzierten Garten der Kunstakademie
Ein Garten der Lüste sieht anders aus. Die Arbeiten, die anlässlich der Jahresausstellung 2011 der Akademie der Bildenden Künste in München draußen zu sehen sind, überzeugen meist nicht.
Zwischen Leopoldstraße und Türkenstraße, schon in Schwabing, liegt ein Ruheraum: der Garten der Akademie der Schönen Künste. Zur Jahresausstellung bespielen die Studierenden dieses Kleinod mit Arbeiten für den öffentlichen Raum. Das, was in diesem Jahr zu sehen ist, enttäuscht fast auf der ganzen Linie.
"Garten der Lüste" ist das Thema. Doch die Lust verliert der Besucher des Gartens schnell. Es geht nach dem zur Ausstellung erschienenen Plan los mit "Manege 8", so einer Art Hippie-Dorf, bestehend aus Skulpturen, die aus dem Boden wachsende Beine zeigen, ansonsten aus einer Kneipe, die in Kuba stehen könnte und zumindest kalte Getränke anbietet, die der Besucher brauchen könnte. Sie ist daher eher Ende als Beginn der Ausstellung.
Oberhalb des Fischteichs ist die "Kulisse" von Markus Lutter aufgebaut, die kalkweiß getünchte Fassade eines Hexenhauses, von der anderen Seeseite aus erreichbar über das Werk "Do it yourself" von Hubert Dechant, zwei in das Wasser gesetzte Balken quer durch den See, auf denen der Besucher quasi wie weiland der Heiland über das Wasser schreiten kann - auf eigene Gefahr natürlich, worauf ein Warnschild hinweist. Ordnung muss sein.
Im Teich auch "Bosch für die Badewanne" von Linda Lerch und Franziska Seitz. Plastikenten, fliegende Fische und dergleichen in rot und blau wollen sich an Hieronymus Boschs Tryptichon "Der Garten der Lüste" anlehnen und symbolisieren, dass "ein Fressen und Gefressenwerden" stattfindet. Neckisch, ebenso wie das titellose Werk von Ursula Eberl, die schwarze und weiße Glühbirnen in Kerzenform von zwei Rädern durch die Luft wirbeln lässt. "Made in China" von Daniel Engelberg zeigt ein überdimensioniertes Hackebeil in einem Felsbrocken. Was will uns der Künstler damit sagen? Bekommt am Ende der, dem es gelingt, das Beil aus dem Fels zu ziehen, die Hand der schönen Turandot? Man kann es sich auch einfach machen wie Lenka Richterova, deren "Schaukel" eben nix als eine herkömmliche Kinderschaukel ist, die an einem Baum hängt und als Kunstobjekt erst gar nicht erkannt wird. Als Vorschlag für ein neues Nutzungskonzept des historischen Gartens allerdings auch nicht. "Another brick in the eye" von Elke Dreier, eine senkrecht in der Wiese stehende, türgroße Grasfläche, verstört nicht die die Ordnung des Akademiegartens, wie die angehende Künstlerin meint, sondern erregt allenfalls Kopfschütteln, bestenfalls Heiterkeit.
Nicht alles ist daneben. Benjamin Planitzer überzeugt mit "Eremitage", einer Architekturskulptur, bei der ovale, gebogene Holzplatten gegenläufig aufeinander aufbauend einen begehbaren Raum ergeben. Die auf der Wiese im Fischgrätmuster ausgelegten Glasscheiben in der Bodeninstalllation "Kindheit" von Bianca Patricia sind zumindest originell. Auch "Erzählte Zeit" von Barbara Gabaily, an einen Baum gepinnte Bücher, die "Zeit erzählen und sich durch Zeit verändern", kann gefallen. Am ehesten überzeugen, ja beeindrucken wird den Besucher die Klanginstallation "Die sieben Sünden" von Camille Nicklaus-Maurer. Von sieben Bäumen des zur Türkenstraße hin gelegenen Teils des Gartens werden die sieben Sünden, Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit durch Geräusche hörbar gemacht. Der Besucher wird überrascht, gefangen von Tönen, die scheinbar aus dem Nichts kommen.
Trotz der wenigen positiven Aspekte wirkt das alles im Gegensatz zum Vorjahr insgesamt seltsam uninspiriert und fad. Phantasie mag vorhanden gewesen sein, Lust auch. Beides kommt in dem Garten aber nicht rüber. Drinnen in der Akademie tut sich übrigens mehr.
Noch bis zum 24. Juli 2011 täglich von 12-20 Uhr im Garten der Akademie der Bildenden Künste, Akademiestr. 2-4, in München. Der Eintritt ist frei.