Salatschüssel am Isarstrand: Zur immer absurderen Debatte um einen neuen Münchner Konzertsaal
Ausgangspunkt der Diskussion: Die Akustik in der Philharmonie im Gasteig ist vielen zu dürftig - deshalb soll einer neuer Konzertsaal her. Foto: Gasteig München GmbH / Matthias Schönhofer
Das Sommerloch naht, und darum hat sich die lokale Presse bereits ein Dauer-Thema gesichert, das in den kommenden ereignislosen Wochen sicher noch die eine oder andere Blüte hervorbringen wird: München braucht bekanntlich einen neuen Konzertsaal - und alle sind total aufgeregt. Seit Monaten geistern immer neue mögliche Standorte durch die Stadt. Generell scheint die Regel zu gelten: Je weniger reales Geld für ein Projekt vorhanden ist desto mehr fiktive Grundstücke stehen zur Verfügung.
Zuletzt hat sich der Münchner Architekt Roland Dieterle mit dem Entwurf einer „Isar-Philharmonie“ ins Rampenlicht drängen dürfen, deren Vision von bemerkenswerter Schlichtheit ist. Aber irgendwie springen alle außer dem Olympia-gebeutelten Oberbürgermeister darauf an: Der Kunstminister findet’s interessant, und Roland Berger ganz toll. Dass das Ding aussieht wie eine Plastiksalatschüssel, die ein Riese beim Picknick im Isarkies vergessen hat, scheint keinen zu stören.
Nun hat sich Oskar Holl, der Vorsitzende des Bezirksausschusses Maxvorstadt, mit einem weiteren Vorschlag aus der Deckung gewagt: Man solle doch bitte langfristig an das Areal der Bayerischen Landesbank zwischen Brienner Straße und Oskar-von-Miller-Ring denken. Holl hält es für nicht unwahrscheinlich, dass die Skandal-LB, in Anlehnung an die Pleite-HRE, die vom teuren Lehel nach Unterschleißheim auswanderte, ebenfalls an einen günstigeren Gewerbestandort zieht – und sich damit vielleicht auch irgendwie aus der Schusslinie bringen könnte.
Im Gegensatz zur Isar-Philharmonie ist dies ein erstaunlich hellsichtiger Vorschlag, aber der Prophet gilt im eigenen Lande ja nicht viel. Die Entgeisterung, die Holl entgegenschlug, lässt indessen nur einen Schluss zu: Der Mann hat recht. Banken raus aus München! Auch für Anwaltskanzleien und Unternehmensberatungen sollte das Gebiet innerhalb des Mittleren Rings in Zukunft als eine Art Sperrbezirk gelten.
Und die Philharmonie? An der Elbe wird doch schon so ein Unglücksding gebaut, in dem die Millionen wegsickern wie die Töne wegen der schlechten Akustik im Gasteig.
Am besten, wir schmeißen das nicht vorhandene Geld gleich noch der Bayern-LB hinterher. Dann bliebe wenigstens der Isarstrand, was er ist: Ein Ort, an dem man der Zeit beim Verrinnen zuschauen und von wirklich wichtigen Dingen träumen kann.