Hat Robinson von Hirschen geträumt? Eine Ausstellung mit Prangenberg-Bildern geht nur scheinbar der Frage nach

von Achim Manthey

Norbert Prangenberg, Robinson 2011, Öl auf Leinwand (Foto: Barbara Gross Galerie)

In der Ausstellung "kiss the biest" zeigt die Barbara Gross Galerie aktuelle Arbeiten von Norbert Prangenberg.

Robinson hat halluziniert. Geträumt hat er auch. Das lässt sich in dem Roman von Daniel Defoe nachlesen. In München ist zu sehen, was wirklich war. "Robinsons Traum" ist - Winter. In dem so betitelten Ölbild von Norbert Pragenberg versinken zwei Palmen in einer weißen Fläche. Das Bild springt dem Betrachter entgegen, als wolle es ihm ein "Scheiß Karibik" hinterherbrüllen. Nach 28 schneelosen Jahren irgendwie verständlich. Damit korrespondiert das Bild "Robinsons Alptraum". Die Hütte, ein Bild im Bild, ist umgeben von in knalligen Farben ausgeführten Blättern. Die Reihe, aus der sechs Bilder zu sehen sind, prägt die Ausstellung.

Die Schau in der Barbara Gross Galerie zeigt kleinformatige Ölbilder und eine keramische Skulptur, die alle 2011 entstanden, also noch nicht einmal ganz trocken sind. Malerei und Zeichnung ergänzen einander, gehen ineinander auf. Eher spröde Zeichnungen werden durch prall-bunte Ölmalerei nicht erdrückt, sondern hervorgehoben. Robinson ist ein zentrales Thema der Ausstellung. Die Hütte, postkartenartig eingefügt in die Gemälde, spielt eine wiederkehrende Rolle. Die Gemütslage des in die Eremitage Gezwungenen zeigen zwei farbstarke Gemälde, die Halluzinationen ebenso wie Tagträume wiedergeben, angesiedelt zwischen Weg und Dableiben. Freitag ist noch ganz weit weg, spielt keine Rolle. Die Gedanken eines Außenseiters, der sich nie abgefunden hat mit dieser ihm über Jahrzehnte aufgezwungenen Rolle, werden in den Bildern offenbar.

Norbert Prangenberg, Hirsch und abstrakte Bilder, 2011 (Foto: Barbara Gross Galerie)

Norbert Prangenberg, 1949 geboren, lebt und arbeitet in München und Niederarnbach bei Ingolstadt. Seit 1993 ist er Professor für Keramik und Glas an  der Akademie der Bildenden Künste in München. Seine Werke sind in zahlreichen Sammlungen vertreten, darunter die Graphische Sammung des Museum Ludwig in Köln, die Bayerische Staatsgemäldesammlung und die Neue Pinakothek in München. Er hat 1986 an der Bienale von Sydney und 1982 an der 7. Documenta in Kassel teilgenommen.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Hirsch. Röhrend über dem Sofa ist er Symbol für deutsches Spießertum und Trivialität. Prangenberg holt ihn da raus. Da röhrt kein Hirsch, er tritt, in zarten Bleistiftskizzen in die Bilder eingefügt, in den Hintergrund neben den abstrakten Fantasien des Künstlers. Das Symbol des romantischen Mythos, das ohnehin weniger Kunst als gut gemeint war, oder gar der Hirsch als Ausdruck der Männlichkeit wird aufgehoben

Zwei Skulpturen in Ton sind zu sehen, fast unbehandelt, die Spuren der Finger bleiben sichtbar. Eingebettete Majolika-Scheiben geben Rätsel auf, ebenso die Titel "Vierte Welt". Assoziationen wollen sich dem Betrachter dazu nicht einstellen.

Dass es auf Robinsons Insel einen Hirsch gegeben hätte, ist nicht verbürgt. Insoweit ist die thematisch nicht unterscheidende Hängung der zwei Reihen in der Ausstellung etwas unglücklich. Interessant anzuschauen ist das allemal.

Bis zum 3. September 2011 in der Barbara Gross Galerie, Theresienstraße 56/1. Hof, in München, Di-Fr 11-18.30 Uhr, Sa 11-16 Uhr. Freier Eintritt.

 

Veröffentlicht am: 01.08.2011

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elvira
25.08.2011 23:40 Uhr

Ein interessanter Künstler. Es lohnt sich, nicht nur die gehängten Bildern zu betrachten, sondern in seinen Katalogen zu blättern. Ich fand die Skulpturen und die Maiolika-Arbeiten klasse!