Die Welt im grellen Quadrat: Aktuelle Arbeiten von Peter Halley in München
In einer Ausstellung zeigt die Galerie Thomas Modern aktuelle Arbeiten des amerikanischen Konzeptions-Künstlers Peter Halley und kann überzeugen.
Malewitsch kommt dem Betrachter unwillkürlich in den Sinn, wenn er die Quadrate und Rechtecke, die ihm in der Ausstellung begegnen, ansieht. Anleihen sind wohl nicht unbeabsichtigt. Allerdings hängt Halley nicht dem oft als monochrom-monoton empfundenen Suprematismus an, wie ihn Malewitsch entwickelt hat, sondern er variiert die Form zur " Geometrisierung des sozialen Raums in der Welt, in welcher wir leben". Es entstehen architektonische Piktogramme, die aus unterschiedlichen Elementen, die der Künstler "prison" oder "cell" nennt, zusammengesetzt und teilweise durch "conduits" verbunden sind und so in Beziehung zueinander treten. Halley verwendet Acrylfarben, auch fluoreszierende Industriefarben, die er mir Reliefpartikeln vermischt, die den Arbeiten eine körnige Oberfläche geben.
Peter Halley wurde 1953 in New York geboren, wo er heute lebt und arbeitet. Nach dem Studium der Kunstgeschichte an der Yale-University und der Universität von New Orleans ist er seit Beginn der 1980er Jahre als freier Künstler tätig. Die dreidimensionalen Raster von Straßen, Subways, Aufzügen in den städtischen Strukturen begannen, ihn zu faszienieren und zu der Frage einer Umsetzung in eine geometrisch-abstrakte Kunst zu bringen.Neben der Malerei setzt er sich als Autor mit soziologisch-philosophischen Themen auseinander.
Die Münchner Ausstellung zeigt Arbeiten aus den Jahren 2000 und 2011. Zu sehen sind Bilder aus der "prison"-Reihe, die das Thema variieren. Wände und Fenster in unterschiedlichen, grellen Farben, grün, rot, blau, gelb, pink, quadratisch oder rechtecking, durch senk- oder waagerechte Gitterstäbe markiert. Auch Kombinationen gibt es, wie "Three prisons" von 2011, ein aus drei Einzelbildern bestehendes Gesamtkunstwerk. Oder bei "Up and down", in dem die Verbindung durch farbige Kanäle dargestellt wird. Kälte geht von "Silver prison" aus: Eine silberne Wand, darin ein Fenster mit tiefrotem Hintergrund, durchbrochen von waagerechten, gelben Gitterstäben.
Das alles ist knallig bunt und grell. Der Einfluss von Josef Albers und seinem Standardwerk "Interaction of Colour", das den Künstler nachhaltig beeinflußte, wie er selbst sagt, ist nicht zu verkennen. Die leuchtenden Farben stehen für das allgegegenwärtige künstliche Licht, das uns in unserer übertechnisierten Welt täglich begleitet. Aber die Farben können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bilder neben der Verbindung auch ein Lied singen von Isolation und Abschottung.
Ganz anders kommt das 2011 speziell für diese Ausstellung geschaffene Werk " Exploding Cell" daher: eine aus 30 digitalen Unikat-Drucken im Format von jeweils 113 cm x 113 cm bestehende Wandinstallation. Die strenge Geometrie, die Interaktion der Farben, die sich in den übrigen Werken findet, wird aufgehoben. Ausgehend von einem Zellkern in der Mitte entwickelt sich das Chaos übergreifend auf die Einzelbilder in vielfachen, blaßen, fast zärtlichen Farbgebungen. Eine wandfüllende malerische Kettenreaktion.
Der Wert der Arbeiten erschließt sich nicht auf den ersten Blick, obwohl die bunten geometrisch-abstrakten Kunstwerke schon beim ersten Hinsehen begeistern können. Aber dahinter steckt etwas, was zu entdecken ist, wenn man sich auf die Werke einlässt.
Bis zum 19. November 2011 in der Galerie Thomas Modern, Türkenstraße 16 in München. Mo-Sa 10-18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung ist für 18 Euro ein Katalog erhältlich