Günther Ueckers geschriebene Bilder - Eine Zusammenfassung
Die Walter Storms Galerie in München zeigt Arbeiten aus einem aktuellen Bilderzyklus des Künstlers Günther Uecker, der wie eine Zusammenfassung seines bisherigen malerischen Wirkens erscheint.
Helles Rot, gepaart mit Gelb geht in tiefes Rot über und wechselt zu Blau und Lila. In dem 2010 entstandenen Gemälde "Kosmisches Feuer" verschlingen die Flammen, die an ein Fegefeuer erinnern, Buchstabenfragmente, als wäre es eine Zernichtung der Sprache als Mittel des menschlichen Ausdrucks. Eine triste Landschaft bietet sich auf dem Material-Bild von 2009/10: Vollständig in Schwarz verzteilen sich Papierknäuel, Papiergebinde, die wie Trauerflore wirken, über die Fläche, kriechen über die Bildränder hinaus.
Günther Uecker, 1930 geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf und St. Gallen. Seit Jahrzehnten gehört er zu den profiliertesten Künstlern Deutschlands. Mitbegründer der Künstlergruppe ZERO (1961), dreimalige Teilnahme an der documenta in Kassel, 1971 auf der Biennale in Venedig vertreten. Typisch für ihn sind die berühmten Nagelbilder, in denen er Alltagsgegenstände mit Nagelreliefs versehen hat, Kunstwerke, die durch die Wechselwirkung von Licht und Schatten eine eigene Wechselwirkung erzielen. Daneben hat sich Uecker jedoch auch immer mit nicht gegenständlicher Malerei befasst, in der er aktuelle, politische Ereignisse aufzuarbeiten, zu kommentieren versuchte.
Die Arbeiten in der aktuellen Ausstellung nehmen Themen aus den vergangenen Jahrzehnten wieder auf, schreiben sie fort. "Aschenstelle - Brief an Peking" bezieht sich auf einen gleichnamigen Zyklus, mit dem der Künstler die Katastrophe von Tschernobyl aufgearbeitet und kommentiert hat. "Aquarell-Haut" von 2011 zeigt die weiße Haut, durchsetzt von kleinen blauen Flächen und schwarzen Linien, die Adern darstellen können. Das Bild ist Ausdruck menschlicher Geschundenheit. "Planet-Blau" zeigt den blauen Planeten, wie er an den Rändern ausfranst, explodiert, sich zerstört.
Uecker erlaubt sich hinsichtlich der Flächen, die er bearbeitet hat, keine Freiheiten. Alle Gemälde weisen mit 300 mal 300 Zentimetern das gleich Maß auf. Auf dem Maß bringt der Künstler ungegenständliche Punkt- und Kreisgebilde unter, die gleichwohl zu dichten Strukturen führen, wie in dem Werk "Nul", in dem Kreise und Ringe, die vermeintlich isoliert stehen, sich aber doch verbinden. Ganz seltsam das dunklere der in der Ausstellung gezeigten Werke mit dem Titel "Interference" von 2009, das zu optischen Täuschungen führt und in der fotografischen Widergabe Verdichtungen aufweist, die sich beim Betrachten des Werks in der Ausstellung nicht ergeben. Nicht auszumalen, was sich hier auftut, wenn der Betrachter mehr Platz zum Objekt hätte.
Durch die Inbezugnahme früherer Arbeiten fasst Uecker, wie es scheint, in diesem Zyklus sein früheres malerisches Werk zusammen. Man könnte es auch Nachlass nennen.
Bis zum 30.Oktober 2011 in der Walter Storms Galerie, Schellingstr. 48 in München, Do-Fr. 11-18 Uhr, Sa 11-16 Uhr. Am 22. Oktober 2011, 11 Uhr, stellt Günther Uecker in der Galerie sein Buch "Geschriebene Bilder" vor.