Die Wüste reicht bis nach Ismaning - Ein merkwürdiges Ausstellungs-Experiment

von Achim Manthey

Wüste Nabib, Luftaufnahme 1997 (c) Bernhard Edmaier

Treffen sich ein Fotograf und ein Maler in Ismaning ... Was dabei herauskommt, zeigt die Ausstellung "Wüste" im Kallmann-Museum mit Arbeiten von Bernhard Edmaier und Hartmut Pfeuffer. Was dabei hätte herauskommen können, zeigt sie leider nicht.

Es wirkt wie die Abbildung eines pathologischen Schnitts unter dem Mikroskop. Zellstrukturen in blau, türkis, gelb und rot  verteilen sich über das Foto vom Kakadu-Nationalpark in Australien. Ähnlich die Aufnahme vom australischen Lake Amadeus. Auch das Foto wirkt, wie im Labor entstanden: Wie ausfransende Geschwüre sind die schwarz-rötlich eingefärbten Inseln in das Gewässer eingebettet.

Der Fotograf Bernhard Edmaier (54) ist zugleich Diplom-Geologe. Seine Fotos sind alles aus der Luft aufgenommen. Die menschenleeren Landschaften zeigen die vielfältigen geologischen Strukturen, das Spiel der Farben in der Natur und vermitteln Einblicke in die Ästhetik, aber auch in die Verletzlichkeit unserer Umwelt. Dabei beschränkt sich Edmaiers Sicht nicht auf die Sandwüsten dieser Erde, sondern er variiert. Eis- und Wasserwüsten kommen ebenso vor wie Salz- und Steinwüsten.

Carrico Plain, Salzwüste Kalifornien, Luftaufnahme 1998 (c) Bernhard Edmaier

Beeindruckend sind die Fotografien zum Thema "Eiswüste" in ihrer Farbgebung von von Weiß, strahlendem Blau und Türkis bis hin zu tiefstem Schwarz. Aufnahmen von Gletscherlandschaften in der Arktis und in Norwegen zeigen die Zersetzung der Eisberge, wie auf dem 2007 bei Liverpoolland in Ost-Grönland entstandenen Bild. Surreal anmutende Strukturen zeigt das Luftbild der schroffen Felswände des Val del Diavel in der Schweiz. Spannend auch die Aufnahme der Painted Hills in Oregon: Auswaschungen, von rot über orange bis ins Graue wechselnde Farben und Spuren, die wie Narben im Gestein wirken.

Ganz anders die Arbeiten des 1949 in Aschaffenburg geborenen Malers Hartmut Pfeuffer. Er ist seit mehr als 20 Jahren in den großen Sand- und Steinwüsten Afrikas unterwegs. Was er auf seinen Touren in Skizzenbüchern und mit der Kamera festhält, verarbeitet er im Atelier zu großflächigen, auch mehrteiligen Ölgemälden. Es entstehen menschenleere Wüstenlandschaften, punktuell ins Licht der Abendsonne getauchte Sanddünen und verwunschene Ansiedlungen mit Lehmbauten, die wie verlassen wirken. Sandstürme verschleiern die Landschaften. Das alles kommt merkwürdig düster, verlassen, unwirklich herüber. Auf den Gemälden lebt die Wüste nicht. Anschaulicher, lebendiger sind die in differenzierten Grautönen gehaltenen Bleistiftzeichnungen, die in der Ausstellung zu sehen sind.

Sahara (Tassili Idjenoudjane), Öl auf Leinwand, 2011 (c) Hartmut Pfeuffer

Die Ausstellungsmacher sehen in der Begegnung dieser beiden Künstler ein Experiment. Die erhoffte Spannung, die sich durch die Gegensätzlichkeit der Darstellungsformen ergeben soll, mag sich in der Ausstellung nicht so recht einstellen. Die beiden Künstler haben völlig unterschiedliche Ansätze und Zugänge zu den gezeigten Landschaften, drücke sich in unterschiedlichen Kunstformen aus. Wissenschaftlich exakt der Fotograf, emotional bewegt der Maler. Das kann durchaus zusammen passen. In dieser Ausstellung funktioniert das allerdings nicht, da die beiden Medien nicht in den gewünschten Dialog miteinander eintreten. Das hat wesentlich mit der Hängung der gezeigten Werke zu tun, die eine direkte Gegenüberstellung von Fotograder gegensätzlichen Werkefie und Malerei weitgehend vermeidet. Und dort, wo sie, wie im ersten Saal, stattfindet, scheitert sie. Die Ausstellung trennt die beiden Kunstformen, die jede für sich gleichberechtigt bestehen und jeweils ansprechend, ja großartig sind, und nimmt sich die Spannung, die durch eine direkte Konfrontation der gegensätzlichen Werkformen hätte entstehen können, selbst.

Bis zum 4. Dezember 2011 im Kallmann-Museum in der Orangerie Ismaning, Schloßstr. 3b. Täglich außer Mo. von 14.30 bis 17 Uhr. Am 23. Oktober 2011 findet eine Künstlerführung mit Hartmut Pfeuffer statt, am 6. November 2011 und 4. Dezember 2011 gibt es Führungen mit Alexandra M. Hoffmann. Die Führungen beginnen jeweils um 15 Uhr.

 

Veröffentlicht am: 22.10.2011

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