Der Cartoonist Tex Rubinowitz über die kleinen und großen Wechselfälle des Lebens

von Achim Manthey

Tolle (c) Tex Rubinowitz

In der Ausstellung "Sülze macht Asbest stumpf" zeigt die Galerie Truk Tschechtarow gallige Cartoons des Multitalents Tex Rubinowitz, die atemlos und Lachen machen.

Blöd fürs Eichhörnchen, wenn es in der Kneipe auf die Frage "Haben Sie Nuss-Saft" nur den verständnislosen Blick des Barmannes erntet. So wird man Kunden los. Er hätte es ja mit Amaretto probieren können. Wenn es ganz dumm läuft, dann ist das gerade gelegte Ei als Würfel gekommen, und, natürlich ist sie schuld: "Du hast es vermasselt". Und wo wir so schön beim Geschlechterkampf sind, da mag auch Frau Kanin alles, nur nicht mehr rammeln. "Ich hab jetzt echt die Schauze voll".

Wer sich derlei an der Wand hängenden Lebenserkenntnissen ausgesetzt sieht, hat es im Zweifelsfall mit Tex Rubinowitz und seinen Werken zu tun. 1961 als Dirk Wesenberg in Hannover geboren, weitgehend in Lüneburg aufgewachsen, der Residenz der Langeweile, wie Heinrich Heine die Stadt einmal nannte. Das prägt. Schulabbruch mit 16, Molkereiarbeiter und Aktenträger. 1984 verschlägt es ihn nach Wien, wo er sein Kunststudium nach einer Woche schmeißt und als Zeichner für den Falter anfängt. Robert Gernhardt empfiehlt ihn an den Zürcher Haffmans Verlag, wo er zwei Ausgaben des Raben herausgibt und an weiteren Ausgaben mitarbeitet. In den amerikanischen Film Bevore Sunrise schreibt er sich selbst eine kleine Rolle hinein. Sänger der Band Mäuse ist er auch und Mitbegründer des Internetforums Höfliche Papparazzi, Reiseschriftsteller, Fernsehautor, Ausstellungskurator, kurz, ein Multitalent, atemlos in bester Wiener Tradition.

Ente (c) Tex Rubinowitz

Die in der Ausstellung präsentierten Cartoons nehmen die Wechselfälle des Alltags aufs Korn. Plattencover The Who mit dem Titel Who are you. Der Mensch denkt sich: " Das wüsstest Du wohl gern". Oder der bullige Boxer, der mit offenkundiger Gewaltanwendungsabsicht auf das gekochte Ei im Becker zustampft: "Salz willst Du? Kannst Du haben". Gern bedient sich der Künstler Tierfiguren, um auf zutiefst menschliche Unzulänglichkeiten hinzuweisen. Die Fliege zu dem Knaben mit Erschlagensgelüsten: "Lach doch mal". Ein Mensch sinniert den fliegenden Vögeln hinterher und fragt "Was ist das Geheimnis?", worauf er aus dem Orbit die Antwort "Es gibt keins" erhält.  Und überhaupt, was ist das Verbindungskabel zwischen Mensch und Hund? Klar, die Hundeleine.

Es sind feine Zeichnungen mit kleinen Texten in Sprech- oder Denkblasen, hingeworfen auf Notizzetteln, Papierfetzen oder Zeitungsrändern. Treffsicher karikiert und ironisiert Rubinowitz Alltagslogik und das, "what happens" - so deutlich manchmal, dass dem Betrachter das Grinsen zur Maske gefriert.

Bis zum 20. November 2011 in der Galerie Truk Tschechtarow, Haimhauserstr. 16a in München-Schwabing. Mi-Fr 17-22 Uhr, Sa, So 14-19 Uhr. Eintritt frei.

 

 

Veröffentlicht am: 27.10.2011

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