Tatort Gardasee: Melancholische Sehstücke des Fotografen Olaf Kreinsen in München
Der See, er lächelt nicht mehr und ladet auch nicht mehr zum Bade. Die Ausstellung "Lago Silenzioso" in der Münchner Fotogalerie im Blauen Haus zeigt eine Werkserie in Schwarz-weiß über einen unbekannten Gardasee.
So, als habe eine Geisterhand den Schalter umgelegt, verwandelt sich der touristische Mittelpunkt des Trento, gern auch Spielwiese des Münchner Publikums, in einen Ort der Stille. Dunst und Nebelschwaden wabern über den Gardasee, Stege und Badeinseln sind verlassen, auch zertrümmert in weinseligem Überschwang sogenannter Gäste. Bojen dümpeln vor sich hin, verlassene Dalben werden einsam umspült. Ein Panorama-Fernrohr starrt sinnentleert in die Unendlichkeit.
Während der vergangenen drei Jahra hat Olaf Kreinsen, der dort lebt, an einer Serie von Schwarz-weiß-Bildern über den Gardasee gearbeitet. Die Aufnahmen entstanden zu Zeiten, in denen sich die Touristen verzogen haben, in der sich Ruhe und Frieden über den See legen und er sein eigenes Leben, seine eigene Existenz zurückgewinnt.
Olaf Kreinsen, 1960 als Sohn einer Fotografin in Gummersbach geboren, zieht es zunächst zum Film. Studium in Hamburg mit dem Schwerpunkt Theater und Film, Ausbildung als Kameramann, Drehbuchautor ud Redakteur bei Fernsehproduktionen, ab 1994 Regisseur bei "Tatort", "Anwalt Abel", dem "ZDF-Montagsfilm" und weiteren Produktionen. In den vergangenen Jahren hat er sich zunehmend der Fotografie zugewandt. Seit 2008 präsentiert er seine Arbeiten in nationalen und internationalen Ausstellungen. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter 2010 beim Diari delle Terra 2010 in Venedig als "bester Fotograf der EU".
Unprätentiös und bescheiden bleibt er in seinem Erfolg. Allein die Realität, in der sich auch immer wieder die Spuren dessen finden, was nicht da ist, oder die mehrdeutigen Zeichen, die interpretiert werden müssen, interessieren den Fotografen. Die Realität " ist nie objektiv, immer interpretierbar. Beziehungsweise: sie muss erst interpretiert werden, um Realität zu werden", meint Kreinsen.
Es sind sehr melancholische Bilder, episch, intensiv, verzaubert und mystisch, zuweilen mysteriös. Sehnsüchte werden wach nach Stille und Einsamkeit, wenn sich der Horizont als Lichtstreifen zwischen See und Himmel zeigt, aber doch auch wieder nach dem Leben, dem Trubel, wie auf dem Bild des verlassenen Strandlokals, dessen Vorhang vor leerem Tisch vor sich hin weht. Die Realität, die Kreinsen meint, ist sowohl seine wie die des individuellen Betrachters und damit sehr persönlich.
Bis zum 25. Februar 2012 in der Fotogalerie im Blauen Haus, Schellingstraße 143/Ecke Schleißheimer Straße in München, Di-Fr 15-19 Uhr, Sa 11-16 Uhr. Eintritt frei.