„Mit den Pantoffeln in die Arbeit“ - Verleihung des bayerischen Kleinverlagspreises
[caption id="attachment_2812" align="alignright" width="100" caption="Der Weg zum Ruhm des kleinen Verlags Foto: Florian Haamann"][/caption]
Mitten im Naturpark Bayerischer Wald liegt das beschauliche Viechtach. Bis gestern mag die größte Sensation gewesen sein, dass dort, tief im Bayerischen Wald, die SPD den Bürgermeister stellt. Seit 20 Jahren sitzt dort auch der Lichtung Verlag, der nun für ein neues Highlight sorgt. Er wurde mit dem „Preis für einen bayerischen Kleinverlag“ ausgezeichnet.
Ein wenig deplatziert wirkt er, der rote Teppich vor dem Literaturhaus. Immerhin soll hier der bayerische Kleinverlagspreis verliehen werden und nicht die Corine oder gar der Nobelpreis. Trotzdem verschätzen sich die Veranstalter bei der Zahl der erwarteten Besucher sauber. Rund fünfzig Stühle stehen da, flankiert von ein paar Stehtischen. Gut hundert Besucher werden es dann sein, die einen Platz begehren. Also werden hektisch noch ein paar Stühle organisiert und zwischen den Stehtischen verteilt. Die Menschen, nun auf Augenhöhe mit den Tischplatten, wirken jetzt zwar auch etwas deplatziert, aber immerhin finden die meisten einen Platz. So kann die Verleihung losgehen.
Der Herr des Literaturhauses, Reinhard Wittmann, begrüßt die Gäste kurz mit einem positiven Zwischenfazit des ersten Münchner Literaturfestes. Bevor Wolfgang Heubisch, Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, zur eigentlichen Verleihung ans Mikrofon darf, noch eine kleine musikalische Einlage, entspannende Klänge von Saxophon und Schlagzeug.
Zehn Minuten dürfe er reden, das sei schwer einzuhalten für einen Politiker, so Heubisch. Erstaunlicherweise schafft er es trotzdem fast, sich an die Vorgabe zu halten.
Sein erstes Anliegen war es, die verbesserte Zusammenarbeit zwischen Landeshauptstadt und Freistaat hervorzuheben. Das Literaturfest sei ein klarer Beleg dafür. Das laute Medienecho zeige die Bedeutung, aber auch den Nachholbedarf. Einen kurzen Seitenhieb erlaubt er sich gegen den „Laden da unten“, dessen Schließung er garnicht gut finde, weil er in seiner Bedeutung eben mehr sei, als nur ein Buchladen.
Lob gab es, wie sollte es anders sein, für die mutigen verlegerischen Vorleistungen, gerade in den kleinen Verlagen. Sie seien es, die Autoren entdecken und den pluralistischen Diskurs in der Gesellschaft gestalten. Große Worte, die, ähnlich wie der rote Teppich vor der Tür und die Menschen zwischen den Tischplatten, etwas deplatziert wirken bei dieser Preisverleihung.
Um der gesellschaftlichen Bedeutung der Literatur gerecht zu werden, habe die Landesregierung ihre Literaturförderung im letzten Jahr sogar verdoppelt.
Der „Preis für einen bayerischen Kleinverlag“ allerdings ist, wie im letzten Jahr, nur mit 5000 Euro dotiert. Auch für einen kleinen Verlag nicht mehr als eine symbolische Geste guten Willens. Vielleicht lässt sich da ja im nächsten Jahr noch etwas nach oben korrigieren, damit der dann ausgezeichnete Verlag auch wirklich für seine Arbeit belohnt und in seiner weiteren Entwicklung spürbar gefördert wird.
[caption id="attachment_2791" align="alignleft" width="225" caption="Kleinverleger Hubert Ettl. Foto: Florian Haamann"][/caption]„Lichtungen erhellen, sie fördern den Durchblick. Gerade dann, wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht.“ Eben dafür stehe der diesjährige Preisträger, der Lichtung Verlag.
Seit zwanzig Jahren gibt es den Verlag im niederbayerischen Viechtach mit seinen gut 8000 Einwohnern. Hervorgegangen ist er aus einer Literaturzeitschrift für den Bayerischen Wald.
Mittlerweile hat Verleger Hubert Ettl rund hundert Bücher von ca. dreißig Autoren auf den Markt gebracht.
Der Themenschwerpunkt des Verlages ist die „Literatur für Hinterbayern“. Allerdings bemüht sich der Verleger, auch darüber hinaus aktiv zu sein.
So gehört die Lesebuch Reihe (u.a München, Böhmen, Oberpfalz) zu den Säulen des Verlages. Und auch Ottfried Fischer und Django Asül sind Teil des Verlagsprogramms.
Die Verlagsräume übrigens befinden sich in Ettls Wohnhaus. „Früher haben meine Eltern in der Wohnung im Souterrain gewohnt. Nachdem sie gestorben waren, ist der Verlag dort eingezogen.“ So pragmatisch geht es zu im Kleinverlagswesen.
Hier geht's zur Homepage des Lichtung Verlages