Pilobolus Dance Theatre im Prinzregententheater

„Shadowland" - das Hundemädchen scheint durch die Luft zu laufen

von Gabriella Lorenz

Sie falten sich mit verblüffenden Fantasie zu Tischen, Pflanzen, Tieren. Foto: Semmel/John Kane

So einen ausdrucksvollen Ellbogen sieht man selten: Wenn Tänzerin Molly Gawler ihn über den Kopf legt, wird er im Schattenbild zur Hundeschnauze. Das Hundemädchen ist der Star in „Shadowland“, der Show des amerikanischen Pilobolus Dance Theatre im Prinzregententheater. Das Münchner Publikum feierte den komischen und anrührenden Schattentraum begeistert.

Mit elitärem Tanztheater hatte Pilobolus schon bei der Gründung 1971 nichts am Hut. Der Stil ist artistisch, mit Fantasie und Bildwitz. Robby Barnett und Moses Pendleton waren Mitbegründer: Pendleton machte sich 1983 mit der Kompanie Momix selbstständig. Barnett und sein Pilobolus- Kreativteam sind wie Momix bis heute Aushängeschilder des US-Tanztheaters.

Pilobolus hat das Schattentheater entdeckt. In „Shadowland“ legt sich ein junges Mädchen schlafen (auf Männerrücken, hier wird alles von den Tänzern verkörpert) und driftet in einen Traum, der an „Alice im Wunderland“ erinnert. Eine gigantische Schattenhand zerwirbelt sie zu einem Hündchen (eine hinreißende Verwandlung), danach bleibt sie ein Mädchen mit Hundekopf, das auf die Reise zum Erwachsenwerden geht.

Das Hundemädchen ist der Star. Foto: Semmel/John Kane

Realität und Illusion verschmelzen, die junge Frau lebt Ängste und Hoffnungen aus: Sie wird von Kannibalen-Köchen gejagt, die Fleisch für den riesigen Suppentopf brauchen. Eine Varieté-Truppe fängt sie ein und führt sie gefesselt vor, es gibt wilde Verfolgungsjagden, die im Meer landen, wo eine Qualle sie wieder hochfächelt. Ein Kentaur erobert ihr Herz, der Liebes-Pas de trois schrammt nah am Kitsch vorbei. Das verzeiht man für zauberhafte Szenen wie eine Fahrt im Jeep: Zärtlich schleckt sie am Ohr des Westerners, frisst seinen Joint auf und beißt ihm den Hut weg.

Faszinierend sind die an- und abschwellenden Schatten der Tänzer-Körper, die sich mit verblüffender Fantasie zu Tischen, Pflanzen, Tieren falten, auflösen und wieder neu formieren. Der Tanz wirkt leicht und fließend geschmeidig: Getragen und gehoben, scheint das Hundemädchen durch die Luft zu laufen.

Nach knapp 90 Minuten gibt's als Zugabe eine München-Hommage mit Frauenkirche, Maßkrügen und einem körpersprachlichen „Danke München“.

 

Weitere Aufführungen im Prinzregententheater sind angesetzt für 1. - 12. August 2012, Karten-Telefon 089 / 93 60 93, tickets@muenchenmusik.de.

Veröffentlicht am: 11.04.2012

Über den Autor

Gabriella Lorenz

Gabriella Lorenz ist seit 2010 Mitarbeiterin des Kulturvollzug.

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