Malerei von Melanie Siegel

Parkett, Betonraum und der Wald im Aquarium

von Achim Manthey

o.T. (Nester) 2011, (c) Melanie Siegel, courtesy Galerie Christa Burger

Die Ausstellung "Lucid Space" zeigt zehn neue Arbeiten der Münchner Künstlerin, die ihren Weg sucht.

Eine Waldlichtung, eingesperrt in einen Glaskasten. Fahles Licht beleuchtet den dunklen Raum mit schwarzer Decke, in dem das Objekt auf dem Gemälde "Lichtung" plaziert ist, nur unvollkommen. Ein anderes Bild zeigt einen Waldsee, eingepfercht in ein Aquarium, der sich in nur erahnbare Tiefen fortsetzt. Es sind mystische, rätselhafte Szenen, illusionistische Räume, die Melanie Siegel in ihren Gemälden festhält. "Nester" zeigt zwei Aquarien, in denen Wasserpflanzen wuchern, wabern. Davor wie in einem architektonischen Entwurf das Modell eines Leerraums.

Dabei bleibt die Künstlerin dem Grundprinzip ihrer Arbeiten, dem Spiel mit streng geometrischen Formen, Tiefe und Perspektive, treu. Die Reihe "Holzraum", aus der fünf Gemälde ausgestellt werden, macht das besonders deutlich. Gemalte Holzarbeiten, die wie ein an der Wand hängendes Parkett wirken, sind bis in die Maserungen der Holzlatten und die sie verbindenden Verfugungen exakt ausgeführt, als wären es Fotografien. Die Farbgebung spielt mit Licht und Schatten. Ein Gewirr von sich ineinander verschachtelnden, verkeilenden Stufen in dem Bild "Holzraum 4" scheinen den Betrachter hinabzuziehen in ein tiefes Nirgendwo.

o.T. (Holzraum 4), 2011 (c) Melanie Siegel, courtesy Galerie Christa Burger

Melanie Siegel (34) hat einen vielfältigen Lebensweg hinter sich. Nach dem Abitur absolviert sie grafische Praktika beim Bauer-Verlag in Freiburg, am dortigen Stadttheater und in der Bildhauerwerkstatt des Südwestfunks. Danach schließt sie eine Ausbildung als Bühnenmalerin- und plastikerin ab. Seit 2008 studiert sie an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Karin Kneffel freie Malerei.

Das Plakative ihrer Arbeiten gibt ihre vielfältige Ausbildung vor. Von ihren Gemälden, die den sehenden, erkennenden Betrachter fordern, geht eine Sogwirkung aus. Ein Betonraum in Grautönen unterschiedlicher Schattierungen drückt Kargheit und Kälte aus. Auch durch den Lichteinfall, der Ecken und Kanten akzentuiert, wird der Raum nicht aufgehellt. Die Trostlosigkeit, die den Betrachter mitreißt in eine darunter liegende Welt, wird eher unterstrichen.

Hier ist eine junge Künstlerin auf der Suche nach ihrem Weg. Sie gibt sich etwas vor und hält sich doch die Hintertür offen, aus den bisherigen Formen auszubrechen. Wenn sie sich eines Tages traut, könnte es zu einer Explosion kommen.

Bis zum 19. Mai 2012 in der Galerie Christa Burger, Theresienstraße 19/Eingang Fürstenstraße in München, Di-Fr 14 -18.30 Uhr, Sa 13-16 Uhr. Eintritt frei. Am 12. Mai 2012 um 16 Uhr findet ein Künstlergespräch mit dem Kunsthistoriker Alexander Hochreuther statt. Tee und Gebäck gibts auch.

 

Veröffentlicht am: 26.04.2012

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