Hommage für Alex Katz in der Galerie Klüser

Lebendiger Formalismus mit Distanz - erst hingehaucht, dann zeitlos

von Achim Manthey

Sparkling Sea 1, 2007 (c) Alex Katz, courtesy Galerie Klüser

In der Doppelausstellung "Alex Katz. Paintings and Works on Paper" sind in München Arbeiten des amerikanischen Künstlers aus 24 Jahren zu sehen.

 

Ada freut sich. Das 1997 entstandene Portrait "Sunshine (Ada)" zeigt die Frau des Künstlers vor mittelblauem Meer mit vereinzelten weißen Booten darauf. Sie trägt eine Pilotenbrille, hat die rechte Augenbraue leicht hochgezogen, als sähe sie das Plakative der Szene selbst ironisch. Und dann ist da dieser markante Schatten, den die Nase auf den rechten Teil des Lachmundes wirft und das blutleere Rot der linken Lippenhäfte in tiefes Rot verwandelt. Immer wieder hat Katz Ada portraitiert und liefert einen Spiegel der Jahre, deren Spuren er nicht verschweigt - die Schatten werden länger, die Strähnen grauer auf den späteren Arbeiten -, die aber lediglich angedeutet werden, um das Abbild der Schönheit der ewig jungen Frau nicht zu stören.

Ada, 2011 (c) Alex Katz, courtesy Galerie Klüser

Überlebensgroße Portraits, meist vor monochromem Hintergrund, sind einer der Schwerpunkte der Arbeiten des Künstlers. Bis ins Detail ausgearbeitet bringen sie immer wieder kleine Überraschungen, auf die der Betrachter zuweilen erst durch die Bildtitel gestoßen  wird. "White Earring" von 2002 ist so ein Beispiel. Eine Frau vor tiefblauem Hintergrund, mit einem weißen T-Shirt bekleidet, die dunklen Haare zu einem Zopf geflochten, trägt als Blickfang einen aus zwei stilisierten weißen Blüten gebildeten Ohrstecker.  Auch "Dark Brown Hat" aus demselben Jahr gehört dazu. Der braune Hut, ohnehin nur teilweise zu sehen, spielt zunächst nur eine Nebenrolle, bis er sich im Schmunzeln des Betrachters als Ich zu erkennen gibt. "Vivian" von 2008 scheint in die Schwärze des Hintergrunds zu starren.

Alex Katz wird am 24. Juli 1927 im New Yorker Stadtteil Brooklyn als Sohn eines Kaufmanns und einer Theaterschauspielerin geboren. Er wächst in Queens auf. Von 1946 bis 1949 studiert er an der Cooper Union Art School, die sich der französichen Avantgarde verpflichtet fühlt. Für ein Jahr geht er danach an die Showhegan School of Painting and Schulpture in Maine. Schon in den 1950er Jahren wendet er sich von dem damals vorherrschenden abstrakten Expressionismus ab und hin zu einem modernen Realismus. Er zählt zu einem der Wegbereiter der amerikanischen Pop Art, deren Elemente sich bis heute in seinen Werken finden lassen. Alex Katz lebt und arbeitet in New York und Maine. Seine Werke sind in zahlreichen internationalen Sammlungen, darunter dem MoMa, der Tate Britain und der Sammlung Brandhorst in München vertreten.

Connie I, 1988 (c) Alex Katz, courtesy Galerie Klüser

Neben den Portraits sind Landschafts- und Pflanzenbilder zu sehen, von denen die kleinformatigen Arbeiten aus den 1980er Jahren in ihrer komprimierten Farbigkeit besonders überzeugen. Während die Portraits zeitlos, kühl und distanziert wirken, strahlen die früheren Arbeiten Wärme aus, wie "Roses #1" von 1998, Blumen in strahlenden Farben. Im Kontrast dazu stehen ausdrucksstarke Portraits in Kohle auf Papier und zarte Akte mit Bleistift auf Papier wie "Connie I und II" von 1988. Die Figuren sind wie hingehaucht.

Es ist eine beeindruckende Werkschau des amerikanischen Künstlers. Zugegeben: den strengen Formalismus, den Katz pflegt und der kalt und dem Zeitgeist geschuldet erscheinen mag, muss man mögen. Er setzt das Stilmittel bewusst ein. "Ich versuche einen Formalismus zu betreiben, der lebendig ist", sagte er einmal. Und in einem Interview mit seinem Sohn Vincent weiter: "Ein Dichter soll die Sprache seiner Zeit neu erfinden und ich glaube, ein Maler sollte etwas von seiner eigenen Zeit sichtbar machen...". Damit allerdings könnte er sich heute überholt haben.

Bis zum 28. Juli 2012 in der Galerie Klüser, Georgenstraße 15 in München, Di-Fr. 11-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr und in der Galerie Klüser 2, Türkenstraße 23 in München, Di-Fr 14-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr. Eintritt jeweils frei.

 

 

Veröffentlicht am: 04.07.2012

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