Fotoarbeiten von Dirk Brömmel bei Davies Klemm

Ein Schiff wird kommen

von Achim Manthey

Schwimmende Märkte #16 (c) Dirk Brömmel, courtesy DaviesKlemm Gallery

Schiffe, Kähne, Boote aus der Vogelperspektive: Die Ausstellung "kopfüber" mit Fotoarbeiten von Dirk Brömmel ist spektakulärer, als das Thema zunächst klingt.

Erinnern Sie sich noch? Damals als Kind. Wie Sie oben von einer Brücke den unten auf dem Fluss träge dahinziehenden Lastkähnen nachgesehen, nachgewunken und möglicherweise den Mikrokosmos an Deck mit dieser Mischung aus Technik und Tauen bewundert haben. Vielleicht hat der Fotograf Dirk Brömmel so etwas im Hinterkopf gehabt, als er vor mehr als zehn Jahren eine Serie mit dem Titel "kopfüber" zu entwickeln begann. Verbürgt ist das nicht.

Die Bilderreihe zeigt Binnenschiffe, Boote, Kähne, Nachen aus der Vogelperspektive. Zu sehen ist, was man vom Ufer aus kaum sieht. Da wird der Blick frei auf die verschlungenen Rohrleitungen, die sich über das Deck eines Tankschiffs ziehen oder auf Berge von Steinkohle in offenen Laderäumen, die kaum mit dem Schutzanstrich des Schiffs kontrastieren. Ungleich spannender indes sind die 2012 in Bangkok entstandenen "Schwimmenden Märkte" in ihrer berauschend farbigen Vielfalt. Kleine, zuweilen schwindsüchtig erscheinende Nachen transportieren Obst und Gemüse, ganze Menus gar oder auch nur Wasserflaschen und Getränkekisten.

Schwimmende Märkte #20 (c) Dirk Brömmel, courtesy DaviesKlemm Gallery

Dirk Brömmel, 1968 in Bad Godesberg geboren, absolviert zunächst eine Fotografenlehre. Ein Studium in Gestaltung und Kommunikationsdesign schließt sich an. Seine Werke sind heute in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Bekannt wird er durch den Werkzyklus "Antennen", der 2001 in Frankfurt am Main und in Portugal entstand und die zunehmend bedeutungslos werdenden Fernsehantennen auf Hausdächern vor rein weißem oder wolkigem Hintergrund zeigt. Weitere Reihen wie "Villa Tugendhat", "Tankstellen" und "MiG" folgen.

An der Serie "kopfüber", aus der weitere Werkreihen wie "La Gondola" (Venedig 2006) und "Schwimmende Märkte" (Bangkog 2012) hervorgegangen sind, arbeitet Brömmel seit 2004. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten erzielen ihre Wirkung durch intensive Nachbearbeitung am Computer. Bis zu 60 Einzelaufnahmen von Wasserfahrzeugen setzt er am Computer zusammen, isoliert sie, stellt sie frei - und entzieht ihnen ihr Element, das Wasser, indem er sie in monochrome oder neuerdings bunt-gestreifte, pastellfarbene Hintergründe plaziert.

Das alles ist spannend, witzig, plakativ, teilweise auch verstörend und beängstigend - und eben doch sehr technisch. Daraus macht der Künstler auch keinen Hehl, auch wenn er sich damit widerspricht. "Fotografie bedeutet für mich, die Dinge in ihrem Verschwinden festzuhalten. Ich will die Bewegung oder Zeit sichtbar machen, indem ich das zeige, was sie mit sich nimmt und verändert", erklärte der Künstler 2002 in eihem Interview mit dem Lexikon kritischer Kunst. Das allerdings transportiert die ansonsten charmante Schau nur eingeschränkt.

Bis zum 3. August 2013 in der DaviesKlemm Gallery, Gabelsbergerstraße 11 in München, Di bis Fr 12 bis 18 Uhr, Sa 11 bis 15 Uhr. Eintritt frei.

Der Beitrag wurde am 20. Juli 2013, 14.10 Uhr korrigiert: Das im letzten Absatz genannte Lexikon nennt sich richtig und vollständig "Künstler-Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst".

 

Veröffentlicht am: 19.07.2013

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